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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Montag, 14.01.2019, 20Uhr20
Lokalbühne
PSTCRD + Phil Duke
Vor vielen Jahren wird eine Musikgruppe regelmässig auf DRS3 gespielt, produziert drei Alben & erfreut die Bühnen des Landes mit über 100 Konzerten. Die Band zerbröselt an den üblichen Mechanismen des Künstlerlebens: Job, Familie & unterschiedliche Auffassungen punkto Stellenwert des eigenen Schaffens.

Gute 15 Jahre später bewirkt ein Dienstjubiläum diverse Reunion-Gigs plus die Veröffentlichung eines wunderschönen Box-Sets, über das die SonntagsZeitung schreibt: «…eine verblüffend frische Compilation mit einigen Songs, die noch immer vibrieren und erahnen lassen, wie wenig für den Durchbruch gefehlt haben mag. Anderen hört man an, dass irgendwann alles gesagt war.» Mit dieser Box war auch für die Band alles gesagt. Gleichzeitig beginnt man wieder neue Musik zu erarbeiten mit klar nach vorn gerichtetem Fokus. Die besprochene Band ist also mausetot, es lebe PSTCRD featuring: Tom Krailing, Markus Graf, Stefan Zahler, Hännes Grüninger & Dani Gysel. Aber das Musikbusiness ist inzwischen auch mausetot verstorben – zumindest sürmelt & modert es total verändert dahin. Und kein Schwein hat auf eine vokalfreie (nein, nicht vocal-freie!) Band namens PSTCRD gewartet. Ein Grund, das zu kochen, was einem selbst am besten mundet. So wird das neu geschaffene Material in verschiedenen Studios mit verschiedenen Produzenten & Toningenieuren aufgenommen & an unterschiedlichen Orten der Welt gemastert. Das Resultat erscheint in den wieder vorhandenen Plattenläden: EP mit 4 Titeln im Herbst 18, EP mit weitern 4 Titeln ca. im März 19. Der neue Sound setzt auf  Raum, Klang & Soundeffekte. Zeit spielt keine wesentliche Rolle, nix 3-Minuten-Taktik für Radio & Charts. Mit ergreifenden Klangexpeditionen, raffinösen Melodien & solidem Songwriting verbreiten PSTCRD ihre handschriftliche Message auf unserer allerletzten Insel an der good ol’Mississihl.

 

Phil Duke

Zu Phil Duke gibt es derzeit immer noch nicht sehr viel zu sagen, wie er sagt. Deshalb singt er ja, der Schweizer Harry Dean Stanton der kleinen Leute. 

Einer, der im Verlauf der Jahre aus den Vorprogrammen rausgefallen & in den Vorvorprogrammen gelandet ist. Wobei er beim letzten Auftritt auf unseren Inselbrettern wieder ins Vorprogramm seines Helden Mark Eitzel aufgestiegen ist. Und er gedenkt nicht zu ruhen auf solchen Lorbeeren. Der Fall ist gebremst & der Aufstieg weiter sackesteil: Er heizt bei uns den Saal für PSTCRD an & verzeichnet aber auch einen Abend in Zürich als Hauptact. Bis Redaktionsschluss dieser Zeilen konnten wir nicht mehr genau verifizieren, wann & wo, aber es wird sich in unseren netzeuphorisierten Zeiten wohl herausfinden lassen. Phil Duke fasst die Tragik des Alltags in vier Akkorde & vierzehn Zeilen. Ein Meister der verdichtenden Reduktion, den man damit beauftragen sollte, die Hymne für die Brack.ch Challenge League zu schreiben. Oder gar die Landeshymne im Morgenlicht eines neuen Abendrots. Phil Duke ist der zweitnetteste Mensch der Welt – der netteste ist der Apokalypse-Prediger Micah P Hinson; ebenfalls in diesem Programm –, trägt aus Prinzip karierte Hemden, Bart & bis in die Spitzen gepflegtes Langhaar, spielt eine Gretsch 6119 Tennessee Rose & beschäftigt sich in seiner spärlichen Freizeit gut, gerne & intensiv mit Ruzzle (Wortspiel; seit Jahrzehnten der letzte Schrei auf Smartphones). Mehr hat er nicht drauf, obwohl das schon eine ganze Menge ist, wenn mans mal bedenken tut. Allerdings: Der schon lebzeitig legendäre Mann verfügt nicht mal über ein aktuelles Pressebild. Die letzten datierten fotografischen Aufnahmen stammen aus den Jahren 2007 bzw. 2010, aber so sieht er eigentlich heute immer noch aus. Und ihr erkennt ihn trotz Bart ja sofort an den karierten Hemden. Also: Gelegenheit, den zweitnettesten Alleinunterhalter bei uns wieder einmal leibhaftig zu erleben.

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