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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Predige Whiskey und meine nicht Wasser!
Montag, 12.11.2012, 20Uhr20
Lokalbühne
Geoff Berner (CAN)
Wir lieben diesen grandiosen Mix aus Klezmer, Songwriting, Punk und Stand-up-Comedy des selbsternannten Whiskey Rabbis aus Vancouver. «Ich will originelle Klezmermusik machen – betrunken, dreckig, politisch und leidenschaftlich. Als Jude osteuropäischer Abstammung sehe ich es als meine Pflicht, diese Musik lebendig zu machen und sie nicht hinter Glas aufzubewahren wie in einem Museum.»

Berners Karriere ist erstaunlich: Nicht nur, dass er seit 2003 fortwährend auf Tour ist (Kaizer’s Orchestra, Billy Bragg, Balkan Beat Box) und bald schon den ewigkeitsschlaufenden Bob Dylan überrunden tut. Der ehemalige Kandidat der Grünen Partei in British Columbia zählt als Singer/Songwriter und Akkordeonist zu den kontroversesten und unorthodoxesten Erneuerern der Klezmer-Musik. Einerseits im Songwriting eines Leonard Cohen zuhause, bekennt er sich andererseits offensiv zu seinem traditionellen Erbe. Und hat zwischen Beirut und A Hawk And A Hacksaw seine eigene Nische im Ost-Folk gefunden. Jüdisch-kanadische Trinklieder nennt der selbsternannte Whiskey Rabbi aus Vancouver/Kanada denn auch seine Musik und vertuscht damit den Tiefgang der subversiven Texte. Wer zuhört, hat definitiv mehr davon, wenn Berner mit mal zorniger, mal sanft gebrochener Stimme seine kompromisslosen Songs vom Bühnenbretterstapel lässt, unterlegt mit merkwürdigen und berührenden Klängen seines Quetschbalkens.

Mit dem betörenden «Klezmer Mongrels» schloss Berner seine 2005 begonnene Whiskey Rabbi-Trilogie ab. Grosses Songwriting, das zweifellos polarisiert, aber auch Diamanthartherzen in Seelenpumpen aus Fleisch & Blut verwandelt. Der Nachfolger «Victory Party» (Rabbi Berner Finally Reveals His True Religious Agenda) zelebriert eine freudentaumelnde Siegesfeier und zeigt besoffen klar: Klezmer lebt. Und Rabbi Berner auch. Racheengel des Klezmer nannte ihn Canada’s Globe and Mail. Trifft tupfet genau. Andere verehren ihn als heilsbringenden Messias des Klezmer. Scheiss drauf: Berner ist ein rotzender Fassadenkratzer, der die Oberflächen durchleuchtet und dann alles, was drunter zum Vorschein kommt, unverblümt poetisch ausposaunt; ohne Blatt vor Mund oder Geschlechtsteilen. Ein Paradiesvertriebener, dem’s draussen in der Hölle so richtig warm wird um’s Herz. Einer, der Whiskey predigt und sicher nicht Wasser meint. Grosse Melodien, beseelte Momente an einem kleinen Fluss, der – wär er denn aus goldenem Whisky, äh, Whiskey, nur ausgesoffen an Geoff Berner vorbeikäme. Also nix für Schwätzbäsis & Trockenguezlis!

«We’re all trying to put out a vision of Jewish culture that’s the opposite of the conservative, knee-jerk pro-Israel, judgmental bullshit that’s emerged in recent decades.» – Geoff Berner

 «Cherish him, cherish him, for there really is no one like him. Fantastic.»— Billy Bragg

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