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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Iren haben Tradition in f***ing Little Switzerland:
Sonntag, 12.02.2012, 20Uhr20
Lokalbühne
Andy White
& The Imaginary Lovers (IRE)
Ein irischer Zölibatmönch namens Gallus gründete vor wahrscheinlich exaktgenau 1400 Jubeljahren, also 612 n. Jewiesüss, das Weltkulturerbekloster St. Gallen mit Stiftsbibliothek, in der diese wundersame ägyptischen Mumie hintergläsig vor sich hin mummelt. Ewiglich vertrocknet. Forever.
James Joyce lebt noch immer hier in Zürich. Einerseits in Form seines grössten Fans & Freundes Fritz Senn. Andererseits sitzt er in Bronze seelenruhig paffend auf seinem vielbepilgerten Grab im Friedhof Fluntern. Zigarette in der Linken. Buch in der Rechten. John Lennon-Blindbrille. Gedankenvoll abwesend präsent. Ulysses. Ein Tag auf tausend Seiten. Finnegans Wake (wake = Totenwache, (er)wachen, (auf)wecken, wachrütteln, Wirbel, Leichenmahl, Heckwelle, Kielwasser, Sog). Das unübersetzbarste Sprachspiel der Welt, benannt & verdichtet nach dem irischen Lazarus-Trinklied «The Ballad of Tim Finnegan or Finnegan's Wake»: Der Maurer Tim Finnegan fällt von einer Leiter – tot. Seine Freunde halten am Sarg die Totenwache. Daraus wird ein übles Gesaufe, die Leiche wird von Whisky überspült & Finnegan dadurch zum Leben erweckt. Hicks! Forever gibt’s nicht. Also forever.

Von der grünen, aber glücklich-armen Insel der Mönche, Poeten & Barden stammt auch Andy White. Und im Song (Looking for) «James Joyce’s Grave» sucht er das angeblich praktisch unmöglich zu findende Grab unseres hochheiligen Bronze-Jahrtausendglobalpoeten, den sein Land – wie «Samuel Beckett, Oscar Wilde, Yeats and Swift too» – nicht zu halten vermochte. Nun sind die zurückgebliebenen Insulaner ganz auf sich selbst gestellt. «He travelled round Europe pursued by debt // I found his grave out in Switzerland // in a neutral country in 1941 // in a land fit for exiles // where the light was at last shut out from his eyes // I asked at the hotel they didn’t know // told me to go to the train station // at the train station they told me to go to information // and information mentioned a zoo and a beautiful view of the city. /// On the way I saw a dog as small as a mouse // I saw a dog as big as a house // I saw a puppet playing ‘Lucille’ by Little Richard in a market square // and hundreds and thousands of tiny black and white ballroom dancers // whirling sporadically and magnetically in a shop window. // ... /// The soul of the country // lies in the heart of the river // for love wanders there // pale flowers on his mantle // dead leaves on his hair...»

Der 21st Century Troubadour Andy White, der auch Bücher schreibt, mit seiner Akustischen den ganzen Globus bereist & unterwegs mit Leuten wie Tim Finn und Peter Gabriel arbeitet, hat das Grab also gefunden. Und er hat das brillante 10te Album «Songwriter» in Gabriel’s Real World Studios sowie in Vancouver eingespielt. Mit der Kanadierin Allison Russell (Po’ Girl), Stephen Fearing (Blackie and the Rodeo Kings), dem australischen Autor Sean Sennett, Virtuoso-Pianist & Akkordeonist Radoslav Lorkovic (Odetta, Jimmy Le Fave) sowie Bandmitgliedern von Neko Case, Po’ Girl und The Be Good Tanyas. The Imaginary Lovers sind: Giulia Milanta (voc, ukulele), Lele Borghi (dr, perc), Kat Kunz (b), Sebastian White (dr).

Andy White’s wortgewaltiger Folk-Rock spiegelt & kommentiert den Zustand unserer Welt. Schlicht bestechend. «Der Kerl ist genial», hiess es im Melody Maker. Und die englische Presse nannte ihn ab sofort «Belfast’s Bob Dylan» oder «Irland’s Billy Bragg». Für uns – auf unserer wunderprächtig Blüten treibenden Weltkulturinsel an der ulyssesblauen Mississihl – ist Andy White the man who felt to our Holy Island with an imaginary lover’s heart full of beautiful songs. Andy forever!
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