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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
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tucson-habana...
Samstag, 17.04.2010, 21Uhr21
Lokalbühne
Amparo Sànchez (USA)
Amparo Sánchez ist eine der wichtigsten Stimmen Spaniens und als solche weltweit bekannt. Mit ihrer Band Amparanoia spielte Amparo Sánchez auf fast allen wichtigen Festivals weltweit, von Roskilde bis zum Rock Festival Buenos Aires, von Jazzfestivals in Lugano, Mexiko oder Montreal bis hin zu fast allen wichtigen Weltmusikfestivals.
Gleichzeitig hat Amparo Sánchez an etlichen Solidaritätsaktionen teilgenommen und ist bekannt für ihre musikalischen Kooperationen: von Calexico bis Manu Chao. Amparo Sánchez hat 2005 den «BBC World Music Award» als «beste europäische Band» erhalten. Im letzten Jahr hat Amparo Sánchez ihre Band Amparanoia nach zwölf intensiven Jahren aufgelöst. Sie wollte sich musikalisch weiterentwickeln, natürlich ohne ihre Wurzeln preiszugeben. Aber seit langem beschäftigte sich Amparo Sánchez mit neuen Songs, für deren Umsetzung ihr das alte Bandgerüst zu starr erschien. Während einer Zusammenarbeit für das kanadische Fernsehen in Montreal mit Calexico hörte Joey Burns 2006 Amparos neue Songs und war begeistert von der Intensität des Materials, von der Seele der Stücke. So lud Burns Amparo Sánchez ein, ihr Album in den WAVELAB Studios in Tucson einzuspielen, der musikalischen Studioheimat von Calexico. Und so wurde der erste Teil des neuen Materials 2007 in Tucson aufgenommen, mit Joey Burns (Gitarre) und John Convertino (Schlagzeug) of Calexico fame. Das Abenteuer begann… 2009 begab sich das Team (also Amparo Sánchez, ihre Bandmitglieder und Burns und Convertino von Calexico) nach Kuba und spielte im mythischen EGREM-Studio in Havanna weitere Songs des neuen Albums ein. Die berühmte kubanische Sängerin Omara Portuendo gesellte sich zu den Musikern ins Studio und nahm mit Amparo Sánchez das Duett «Parrandita de las Santas» auf, sicher ein Highlight des neuen Albums. Sie spielten auch zwei gemeinsame Konzerte in Kuba. Anfang 2010 wird nun das Album erscheinen. Es trägt den Titel «Tucson-Habana», gemäß den Orten, wo es entstand, aber auch als Hinweis auf den musikalischen Geist des Albums, auf die Sprache der Musik. Arizona und Kuba, Mariachi, Bolero, Son und Country, sehr originell und ganz eigen, und natürlich jede Menge Spanien. Nicht «Americana», sondern gleich ein ganz neues Genre hat Amparo Sánchez mit ihren famosen musikalischen Weggefährten da begründet und entwickelt: «Americubana»! Sicherlich ist «Tucson-Habana» eines der besten Alben in Amparo Sánchez Karriere. Es dürfte aber auch eines der einflussreichsten und prägenden Alben des Jahres 2010 werden – Amparo Sánchez entführt uns in die Wüste Arizonas (sounds familiar? ja, manche Songs des Albums klingen wie neue, ungehörte, ja: unERhörte Stücke von Calexico! schon wahr…), und gleichzeitig in die vibrierene Atmosphäre der Karibik. Vergeßt die Schubladen – der «Americubana» von Amparo Sánchez und ihren hochkarätigen musikalischen Weggefährten ist so «Weltmusik» wie «Songwriting» wie «Pop» wie «Mainstream» wie «Son» wie alles davon gleichzeitig, und wie nichts davon. Eben etwas ganz Eigenes. Nichts weniger als ein Meisterwerk.

Scott H. Biram
Die «Dirty Old One Man Band» aus Austin, Texas, knallt einem ihren wild aufgedrehten Delta Blues prall mitten hinein ins Alltagsgesicht, und schon sind wir wieder geerdet, voll da, bereit mit Scott H. Biram auf eine Reise zu gehen, die ebenso Country-Staub vor verdrückten Tränen rettet, wie unsere Missisihl in ein schwermetallisches Sandmeer verwandelt.
Und das ist keine Fata Morgana, bei der wir diesen Trip gebucht haben, sondern live und wahrhaftig ein einzigartiger Typ mit 59er Gibson, Maultrommel und Effektgerät. Birams brackwassergeflutete Stimme ist verschlagen genug, dem Teufel zu zeigen, wo Bartli den Most holt, und sein Boogie so hip und unwiderstehlich, dass selbst Paparazzis CEO auf einen Drink aus dem Himmelszelt herunterkommt. Roher, unbehauener Country-Rock, mit Gospel- und Blues-Anklängen. Songs mit dylanesker Qualität. Wer dem späten Johnny Cash nachtrauert, wird hier fündig. Nur ganz anders, ganz Biram.

Auf «Something´s Wrong / Lost Forever», seinem sechsten Studioalbum, hat Biram fast alle Songs selbst gespielt und produziert, ausser «I Feel So Good», das von dem Bluespunkduo Black Diamond Heavies stammt, sowie Leadbellys «Go Down Ol’Hannah». Die LP-Version enthält einen Download-Code für das Album und für Bonus-Tracks.

Man sagt, der Rock ’n’ Roll käme vom Blues der rechten Hand und dem Country der linken. Wenn das so ist, dann ist Scott H. Biram der mittlere Finger von beiden. Und den zeigt er euch auf dem Eiland aller Eilande bestimmt, aber im Sinne von: Schön, dass ihr hier seid, ich bin es auch. Und da kann er von Glück reden, denn das dreckige, alte Einmannorchester überlebte im April 2003 nur knapp einen Unfall, bei dem ein Truck mit hundert Sachen in seinen Pickup raste: «Der Truck hat die Scheiben um mich herum zerbrochen, da war nur noch ein grosses Loch. Auf den Bildern sieht man einen einzigen Haufen Metall, aus dem der Fahrersitz rausragt. Und irgendwo da drin war ich, mit einem Knochen, der hier aus meinem Bein rausschaute, dieser Fuss war zusammengeklappt, das Knie dreifach gebrochen. Aus dem Arm kam auch ein Knochen raus. Ich hatte innere Blutungen, weil mein Darm gerissen war. Anderthalb Wochen später, nachdem sie mir überall Eisenplatten eingesetzt hatten, spielte ich schon wieder Gitarre auf meinem Krankenbett. Und einen Monat später war ich dabei, die Clubs anzurufen, um mich für die abgebrochene Tour zu entschuldigen und eine Neue zu organisieren. ... Ich habe ständige Schmerzen, dadurch kommt mein Blues jetzt noch besser rüber. Ich liebe die Knastmusik, die Songs der Zwangsarbeiter, weil keine andere Musik so sehr vom Herzen kommt. Das liegt daran, dass sie es ist, die den Häftlingen das Leben erträglich macht. Sie singen mit dem Herzen. Und so geht es mir auch, die Musik hilft auch mir durchs Leben zu kommen, deshalb singe ich mit dem Herzen. Verdammt, da kommen mir fast die Tränen.» See you, ol’ bastard. Sniff!

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