Unsere Elektrobrieftauben fliegen immer wieder ins worldweite Nezz unseren Newsletter abladen. Mindestens wöchentlich ...
Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
to be still...
Montag, 05.07.2010, 20Uhr20
Lokalbühne
Alela Diane Duo (USA)
Alela Diane wünschten wir uns immer wieder auf unsere Insel zurück. «The Pirate’s Gospel» war über zwei Jahre lang der vielleicht beste Geheimtipp in Sachen Folk.

Nun legt Alela Diane nach.«‹To Be Still› ist eine leise Enttäuschung.» schrieb Ralph Hofbauer im ganz feinen 78s (www.78s.ch) im letzten Jahr.

Und weiter: Manche Alben würden besser gar nie erscheinen. Man kennt es: Ein Debüt ist einem ans Herz gewachsen, so sehr, dass der Zweitling zum Scheitern verurteilt ist. Alela Diane hat die Messlatte mit «The Pirate’s Gospel» hoch gelegt. Mit bergbachklarer Stimme intonierte die Nordkalifornierin auf ihrem Debüt elf kurze Folksongs, die bestechend einfach gestrickt waren. Sie klangen fürsorglich und bescheiden, fast wie Schlaflieder. Man konnte nicht anders als sie wieder und wieder zu hören. Kritiker zückten das Prädikat «hauntingly beautiful» und für einmal war es angebracht.

Mit «To Be Still» (Fargo/Irascible) versucht Alela Diane, was die meisten Songwriter beim zweiten Album versuchen: sich weiterzuentwickeln. Die Instrumentierung ist opulenter, die Produktion aufwändiger. Während sich Diane auf ihrem Debüt mit einer Akustikgitarre begnügte, kommen nun Geige, Schlagzeug und Bass hinzu. Zierte «The Pirate’s Gospel» noch ein verblichenes Schwarz-Weiss-Portrait, prangt auf dem neuen Album ein Hochglanzfoto. Hatte der Erstling noch den rustikalen Charme einer Holzhütte, sitzt man nun in einem Glashaus. Die Produktion klingt so geschliffen wie eine Sophie Zelmani-CD.

Natürlich klingen Alelas Songs nie ganz so seicht wie jene der Schwedin. Der eingeschworene Fan kennt rund die Hälfte der Stücke schon von den Daytrotter-Sessions und der EP «Songs Whistled Through White Teeth». An ihnen lässt sich der Wandel nachvollziehen, durch den Diane’s Songs viel von ihrer Unmittelbarkeit verloren haben: «Dry Grass & Shadows» hat in seiner Rohfassung nach trockenem Gras gerochen, nun wimmert eine sterile Slidegitarre und man riecht rein gar nichts. Aus dem Rohdiamanten «White As Diamonds» ist ein geschliffenes Juwel geworden. Der Titeltrack verliert sich mit dem gefadeten Da-Da-Da-Da in der Belanglosigkeit.

Ein Schelm, wer denkt, Alela Diane schiele mit «To Be Still» auf ein sogenannt breiteres Publikum. Immerhin schimmert Diane’s Authentizität in manchen Songs durch die polierte Oberfläche. Zum Beispiel im Duett mit der Alt-Country-Legende Michael Hurley (der unsere Insel auch wieder einmal besuchen sollte ...) «Age Old Blue», im episch-poppigen «The Ocean» oder bei «Tatted Lace», wo Diane einmal mehr von ihrer Freundin Mariee Sioux begleitet wird. Nennen wir es Scheitern auf hohem Niveau." Und sowas kann passieren. Welcome back Alela.

top...
el Lokal