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Sonntag, 10.09.2023, 20Uhr20
Lokalbühne
Arab Strap (SCO)
«Achtung, die schlecht gelaunten Männer sind zurück, älter, bärtiger und grimmiger als je zuvor», schreibt der Spiegel 2021 & erklärt das gleichenjahrs erschienene Comeback-Album «As Days Get Dark» – das 7te insgesamt; laut Spiegel «vielleicht ihr bestes, fiesester und feinfühligstes» – des schottischen Duos Arab Strap zum Album der Woche.

 Aidan Moffat (*1973) & Malcolm Middleton (*1973) seien «Typen, die unbarmherzig auf das Schwinden ihrer Potenz starren». Naja, wers glaubt. Geblieben sei die «verwobene Mischung aus düsteren Post-Rock-Soundscapes, subtiler Elektronik, klickenden Drum-Beats, apokalyptischen Streichern und Moffats unvergleichlichen halb gesungenen, halb gesprochenen Gesang, jedoch erweitert um eine Vielzahl neuer Sounds wie Saxophonpassagen und Disco-Grooves», heisst es woandersIm ersten Satz des Albums verkünden Arab Strap jedenfalls recht potent & lüschtern: «I dont give a fuck about the past or glory days gone by / All I care about right now is that wee mole inside your thigh». Also keine Sorge, alles beim Alten, beim Alten, Alter. Alles wie früher, nur einfach heute. Der Standard skizziert Aidan vor drei Jahren in Picassostrichen: «Moffat ist 47, ergraut und trägt die Brille nicht als Modeaccessoire. Er ginge auch als 57 durch. Erhielte er für jede geäusserte Variation des Wörtchens 'Fuck' ein Pfund Sterling auf sein Zecherkonto überwiesen, die Zapfanlage seines Pubs würde in alle Ewigkeit sprudeln.»

OK., bei der Gründung des Duos 1995 waren Aidan & Malcolm käsegesichtige Twens der Generation Trainspotting, die ihre Zeit im Pub, im Rausch oder im Hinterhof mit schnellem Sex verbrachten. Sozialkompetenz gleich null. Damals hätten sie nie damit gerechnet, je ein Publikum zu haben. Irrtum, sprach die namensgebende  Luststeigerungsprothese (Arab Strap = Penisring) & stieg vom erigierten Männlichkeitsversprechen. Natürlich voll verpixelt. Fuck! Der Name stand & steht (!) für Songs über Scheiss-Liebe, Scheiss-Leben & den ganzen Sowieso-Scheiss wie Sex, Drogen, Alk, Eifersucht, Gier. Irgendwo im Nebel dieser Anfänge hätte das Duo schon mal bei uns spielen sollen, konnte dann aber – ärztlich beglaubigt – nicht. Mit dem Album «The Last Romance» (2005) verabschiedeten sie sich in Solokarrieren. Ein «hinreissend misanthropisches Denkmal», so der Spiegel.

Nun feiert Arab Strap – mit einem rülpsenden Fuck! auf die Vergangenheit – den 25ten Geburtstag ihres 2ten Albums «Philobia» (20. April 1998). Es sei das Album gewesen, bei dem sich alles zusammenfügte, bei dem ihnen klar geworden sei, dass in der Musik ihre Chance liegen könnte. Das Album, an dem Stil, Sounds & Themen von Arab Strap Gestalt annahmen. Sagen sie. Heute. Diese Melodien scheinen überdauert zu haben. Während das 8te Album schon auf dem Weg ist, haben sie gesummt & geträllert. Die Pläne für eine mit allem Drum & Dran aufgemotzte Philophobia-Tournee wurden aufgegeben, weil es sich einfach nicht richtig anfühlte. Aber, hm, die Philobia-Tour, hm. Fuck! Vierteljahrjahrhundert, hm. Muss man doch feiern. Aber in aller Stille. Damn! Splitterfasernackt. So ist nun auf der «Philophobia Undressed»-Tour das gesamte Album zu hören, allerdings nur von Malcolm & Aidan mit ein oder zwei Gitarren, ein paar Drumcomputern & wahrscheinlich einem digitalen Mellotron. Zeitlose Songs über das Jungsein forever. Totally unbekleidet. Aber hallo, nein, undressed heisst nicht FKK! Das ist der untere Teil der Werdinsel, nicht hier bei uns, gell! Undressed heisst: Alle 13 Philobia-Tracks in ihrer intimsten Form auf unserer Intimst-Insel an der intimst blauen Mississihl im regenbogendiversen Zwinglitown-Universum. Oh, my goodness! Fuck!

 

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