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Montag, 07.03.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Jason Collett (CAN)
Allein der Name Social Broken Scene spielt einem grossartige Filme auf die Gehirnleinwand. Filme von grossen Helden des Alltags. Working class heroes. Revolutionierende Werftarbeiter und so.

Tunesien, Ägypten, Jemen, weiss der Teufel. Oder nicht? Jedenfalls strickt der kanadische Gitarrist Jason Collett superheldenhaft an seiner Solokarriere. Inzwischen auch als Schauspieler. Und siehe da: Die Götter lassen Orpheus ikarus- oder satangleich fallen und jammen bei ihm mit. Immerhin heisst seine Begleitband Zeus und setzt sich aus lauter tapferen Titanen zusammen: Afie Jurvanen (Feist, Bahamas), Robbie Lackritz (Feist, Jamie Lidell), Don Kerr (Ron Sexsmith), Bryden and Jay Baird (Feist), Evan Cranley (Stars), Jason Tait (The Weakerthans) und Kevin Drew (BSS).

Colletts aktuelles Album «Rat a Tat Tat» (2010) klingt trotz Stotterratterknattertitel durch und durch überirdisch. Oder eben von absolut irdischer Schönheit. Erdig und konsequent. Roots, Folk, Americana, aber unverkennbar eigen. Ein Werk wie ein warmer Sonntagnachmittag am See. Oder so. Träum dir was. Manche nennen Collett einen weiteren Dylan, aber diesen Himmelheilandherrgott gibt’s genauso allerhöchstens einmal wie unsern unique Mr. Jason Collett. Also hören wir auf mit dem fädenziehenden Schubladenkäse – Schluss mit FIGUGEGLN – und hören genau hin. Selbst wenn man ihn zu kennen meint, gibt es noch unendlich viel terra incognita zu entdecken – und wenn auch nur dich selbst. Immerhin titelt ein Song «Love Is A Dirty Word», gell.

Musik gemacht habe er schon immer. Logisch, die Götter leben ja schon ewig, nach hinten und nach vorn. Bis zum Einstieg bei BSS hatte er schon eine Sammlung von Songs veröffentlicht, die sich seit den Neunzigern bei ihm türmte. Und unter dem Namen «Radio Mondays» einen offenen Songwriting-Abend erweckt, der illustre Namen wie Weakerthans, Feist, Howie Beck und natürlich BSS auf den Plan brachte. Der ruhende Pol von BSS meint bescheiden (warum er dieser ruhende Pol denn sei): «Keine Ahnung, warum. Dabei bin ich nicht mal der Bandälteste. Vielleicht, weil ich viel Verantwortung übernehme in meinem Leben und drei Kinder grossziehe.» Vier seien’s inzwischen! Bis er kommt, dann wahrscheinlich noch ein Doppelpack Zwilinge dazu. Oder so. Und das in Toronto, das die höchste Selbstmordrate Kanadas aufweist! Irgendwas muss doch noch ganz sein da unten. 

Touren findet er ein Privileg, nicht Qual: «Wenn ich diese Bands höre, die sich über das anstrengende Touren und Promoten beschweren, kann ich nur sagen: Jungs, das ist keine Arbeit, das ist Luxus! Gerade in Europa. Ein wirklich grosses Problem in Amerika ist, dass es da kaum öffentlichen Raum gibt! Alles, was wir haben, ist eine Mall und da bist du kein Bürger, sondern ein Konsument. Es ist unheimlich, wie zerstörend das auf die Kultur wirkt!» Aber wie gesagt: Das Leben ist nicht zum Jammern da, sondern zum Anpacken. Und zum Touren. Und da ist es schön, wenn man sich auf sein intakt kaputtes soziales Umfeld verlassen kann. Wunderschön. Immer und immerwieder. Hier auf unserer total rat-a-tat-tat-ternden Allerletztinsel an der schönblauen Mississihl. Gutes tun.

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