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Montag, 15.04.2024, 20Uhr20
Lokalbühne
Tré Burt (USA)
Als Anfang 23 sein früh an Demenz erkrankter Grossvater starb, stand Tré Burt auf einer Bühne in Philadelphia, dessen Geburtsstadt.

Auf seinem dritten Album «Traffic Fiction» hat sich Burt nicht nur im eigenwilligen Soul neu erfunden, sondern in den 14 Tracks auch seinem Grossvater ein musikalisches Denkmal gesetzt. Der in Kalifornien aufgewachsene Tré Burt fand früh Zuflucht bei The DelfonicsOtis Redding, Marvin Gaye, The Temptations & zapfte später als umherziehender Troubadour amerikanischen Folk & Blues an. Gut zu hören auf seinem 21er-Album «You, Yeah, You». Auf «Traffic Fiction» vereinigt Tré Burt Soul, Dub & mehr als nur ein wenig Punk mit all seinen Wurzeln. Während einer Kanadatournee zog er sich für ein paar Tage in die Ersatzwohnung eines Freundes zurück, schrieb & mietete einige Instrumente für sein provisorisches Garage Band-Demos-Studio. So fand er den Sound & buchte für neun Tage eine tte auf dem Land in Kanada, mietete weitere Gitarren, Bässe & das gleiche Keyboard, das er während der «You, Yeah, You»-Sessions gekauft hatte. Nun gings ab nach Nashville ins The Bomb Shelter, um seine One-Man-Band-Versionen mit einer vertrauten Band & dem Produzenten Andrija Tokic in umsichtige Liebeslieder &fröhliche Melodien der existenziellen Abrechnung zu verwandelnDas Album ist wie ein hoffnungsfroher, bunt bemalter Leuchtturm in düsteren Zeiten. In «Piece of Me» singt er: «You like me better when Im in painWell, baby, just look at me now.» Inmitten dieser verzerrten Juwelen des psychedelischen Soul wünschen wir mit Tré Burt, dass die kriegsgurgelnde, KI-verblödende Menschentubelwelt zur Vernunft kommen möge. An einigen Stellen webt Tré Burt aufgezeichnete Gesprächsfetzen mit seinem eingangs erwähnten, dementen Grossvater ein, in denen die beiden über Stevie Wonder, Burts Karriere & über die Familie reden. Well, baby, just look at him now! Hier, auf unserer allerletzten Seelenmusikinsel am analog murmelnden Fischreiherfluss.

 

Skyway Man

«It was just a thing that happened to me. / Finding the box gave me permission to explore /a fringe, American realm with less caution.» Die erwähnte Box war eine verstaubte Kiste auf dem Dachboden einer leer stehenden Motorradgarage in den Blue Ridge Mountains, die James Wallace mit einem Freund erkundete. Die Kiste enthielt fast hundert Briefe eines andern James – Dr. James Cyr –, lose auf die Jahre 1987–93 verteilt. Gerichtet waren sie alle an eine Frau namens Kate. Sie handelten von Spiritualiät & Ausserirdischen & vom Anbruch einer neuen Ära für den Planeten. Skyway Man war geboren. Wie ein Traum, den man nach dem Aufwachen nicht abschütteln kann, verblasste die Wirkung dieser Begegnung nie & sickerte ein in all seine zukünftigen Schöpfungen. Auf seiner dritten Reise als Skyway Man – «Flight of the Long Distance Healer» – sucht der Künstler & Produzent James Wallace immer noch nach Antworten jenseits der Sterne & kehrt mit noch mehr Fragen in Form zehn brillanter Songs zurück. Oberflächlich betrachtet, ist es ein weiteres Konzeptalbum voller Aliens & alternativer Philosophie, aber dieses Mal mit einer brillanten Schicht der Selbstreflexion. Schon sein vorheriges Konzeptwerk «The World Only Ends When You Die» (2020) – von All Music «ein von Muscle Shoals unterstützter Grateful Dead-Boogie-Van, der die griechische Unterwelt ansteuert» genannt – enthielt durchweg Anklänge an die UFOlogie, aber in dieser neuen Ladung von Future-Gospel-Songs erhalten Cyr & die Aliens überirdische Aktualität. Jeder Song ist eine telepathische Botschaft, die im Laufe der Jahre in einem Strom der Fernheilung an oder von Dr. Cyr himself geschickt wurde. Skyway Man ist eine Art Westküsten-Dr. John, der die Voodoo-Puppen durch Aliens & UFOs ersetzt hat. Neue aktustische Universen tun sich auf, «Flight of the Long Distance Healer» funkelt & blinkt, flüstert & stöhnt –höchst vergnügliche Musik, fantasievoll & schillerndPolyrhythmische cineastische Anklänge von Wallace' Beiträgen zur Joe Pera-Fernsehserie, Rhythmen der von Stax inspirierten Spacebomb-Hausband & Hommagen an die aktuelle East Bay-Szene ausserhalb San Franciscos. Wallace vollbrachte persönliche & meisterhafte Auftritte mit Grössen wie Erin Rae, Andy Cabic (Vetiver), dem Pedal Steel-Zauberer Spencer Cullum, Kelly McFarling. Er kocht Genres so respektvoll auf, dass ihre Nährstoffe intakt bleiben & verpackt Prog, Blues, Glam Rock, Swamp Boogie & Future Folk in eine total abgehobene marsianische Bouillon. Serviert nach Kombüsenschluss auf unseren legendären Weltbedeutungsplanken.

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