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Dienstag, 14.11.2023, 20Uhr20
Lokalbühne
Bush Tetras (USA)
Die Bush Tetras machen Punk von der Pieke auf, quasi. Post-punk No Wave, nebulös tupfgenau. Am Rande der Gesellschaft. Seit vier Jahrzehnten.

In New York sind sie Legende. So dass heute keine Geringeren als Sonic Youth-Schlagzeuger Steve Shelley & Pogues-Bassistin & Frau Ex-Costello Cate O'Riordan auf unseren Weltbedeutungsbrettern mittun werden. Aber der Reihe nach. Reggaeblitze. Hereinbrechende Brachialstürme. Kunterbunte Gitarrenriffs. Erstaunlich eingängige Melodien. Voll auf Draht. Weit vor unserer dementen Drahtlosigkeit. Born in the USA, im CBGB-Hinterhof (Ramones, Television, Patti Smith, Blondie, Lou Reed, Elvis Costello undundund). Drei Frauen, ein Mann, ähm, äh, wahrscheinlich. Darf man das noch so vermuten? Die erste Bandversion funktioniert nur kurz: von 1979 bis Anfang 1980er. In dieser Zeit verortet Wiki ihren bekanntesten Song«Too Many Creeps» (1980) bringt den typischen Bandsound auf den Punkt: zerklüftete Rhythmen, schneidende Gitarren & umwerfender Gesang. Aber die unzerstörbaren Bush Tetras tauchen immer wieder auf. Mit neuem Sound. Einzigartig & unverzichtbar. Der Name setzt sich übrigens aus der afrikanischen Primatenart der nachtaktiven Buschbabys (Galagos) & dem aus dem oberen Amazonasbecken stammenden Mainstream-Aquarienfisch Neontetra (Neonsalmler, auch Diamantkopf-Neontetra/ Paracheirodon innesi) zusammen. The Bush Tetras klinge recht tribal, fanden sie. 2018 veröffentlichen Pat Place, Cynthia Sley & Dee Pop die EP «Take the Fall». 2021 folgt das bis zu den Anfängen spannende Box-Set «Rhythm and Paranoia», das laut New York Times «seit Jahrzehnten beweist, dass [die Bush Tetras] sich in überraschende und doch intuitive Richtungen weiterentwickeln.» Kurz vor Veröffentlichung des Box-Sets, mitten in der Arbeit an einem neuen Album, stirbt Schlagzeuger Dee Pop. Um «They Live in My Head» zu seinem Gedenken zu vollenden, holen sie Steve Shelley von Sonic Youth – wie bitte!? die kennt auch schon keine Sau mehr?! dann guguselet selber, tami! – ins Studio, der auch als Produzent fungiert. Zur heutigen Formation gesellt sich die eingangs erwähnte Cate O'Riordan, Bassistin der legendären Pogues! «They Live in My Head» ist seit der Gründung erst der dritte offizielle Longplayer, was bei all den marketinggestressten Hyperaktivitäts-Produktionen im Grossglobalen Immermehrmeer schon fast wunderbar gelassen anmutet. «Wir gingen einfach in den Proberaum und die Dinge fügten sich wie von selbst», sagt Place. «Wir fingen einfach an zu spielen und die nächste Sache passierte und wir wussten, wohin wir sie bringen mussten.» Dringlich, natürlich & tanzbar, die Musik. Das Gefühl, aus dem Himmel auf die Erde zu schauen, denjenigen gewidmet, die nicht mehr unter uns weilen & uns von da oben begleiten. Die Bush Tetras sind seit je eine politische Band, die jede Art von Schwachsinn, Scheisse, Stuss, Grümpel, Bullshit, Hirnrissigkeit, Bigotterie, Stündelergegurk anprangert. Und davon gibts ja in der gspässigen Menschenwelt meermehr als genug, gell. Manche Songs machen wütend, andere handeln von den kleinen, unschätzbaren Dingen & zärtlichzarten Gefühlen. Es gibt einfach keinen Grund, apathisch & jämmerlich jammernd in dieser eiernden Konsumwelt rumzusitzen. Oder lebendtot zu napflixen. Die Bush Tetras halten auf Trab, machen wach, fordern Aufmerksamkeit. Aber auch zum Tanz. Bewegt euch! Empört euch! Mached öppis! Die Schublade post-punk No Wave umschreibt gar nichts, denn Punk war Punk & die Bush Tetras sind die Bush Tetras. Einmalig. Umwerfend. Aufrüttelnd. Gegenwärtig. Aber nur, wenn du kein Idiot & kein Schmidtchen Schleicher-Creep bist – oder sonst ein deppert fieses Milliardenmenschenwesen, schnurzpiepvegiföiferlifüdliweggliwurscht welcher Geschlechtskulturmerkmalerei. Hier, auf unserer einzigartigen Weltkulturerbe-Post-Sylt-Insellegende an der zwingliblauen Mississihl.

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