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riot now!
Sonntag, 10.07.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Eleventh Dream Day (USA)
So zart und hart mit und ohne Bart können’s nur wenige. Jeder Ton voll intensiv, warmherzig und berührend.
Diese Art von dreckigem Sound ist himmelhöllenherzenshundschreiend rar geworden.

In 28 Jahren Bandgeschichte hat man so einiges durchgemacht. Trotzdem oder gerade weil nennen Eleventh Dream Day ihr aktuelles und 10tes Album «Riot Now!». Vielleicht ist es Altersradikalität. Oder getarnte (Aus-)Gelassenheit extrem weiser Menschen (3 Mannen, 1 Dame). Auf dieser Scheibe jedenfalls geht’s ganz schön zur Sache, ihr Öko-Modefreaks mit Weltretterallüren: Da ist nämlich gleich im ersten Song ein verdammter Baum, der die Sicht versperrt. Der muss weg! Muss weg! Logo. Schon des Schattenwurfs wegen. Wir wollen unsre Visionen sehen. Tamisiech, wenn schon stupido Politiker immer Visionen haben, ohne zum Hirndokter zu gehen, dann doch lieber die musikalische Variante. Freie Sicht aufs Mittelmeer und hinüber nach Afri- od Ameriko. Beziehungsweise von da nach hier.

Eleventh Dream Day kommen nämlich aus Chicago. Und Chicago-Sound klang immer schon überzeugend, radikal und fadengrad. So auch bei den Elfttagträumern. Wuchtig und warmherzig (auch wenn der Baum nun einfach mal weg muss) schlägt eine Frau den Takt, die auch wunderbar singen kann: Janet Beveridge Bean. Ihr Zweitprojekt «Freakwater» bringt diese Klasseröhre noch stärker zur Geltung, zumal sie auf dem neuen Riot-Album nur wenig zu hören ist. Vielleicht schenkt sie uns live etwas mehr von ihrem aufrührerischen Organ. Hoffen wir.

In den 80ern war die Band um Janet Beveridge Bean und Gitarrist Rick Rizzo dank grossartiger Platten ziemlich erfolgreich. Heute treten sie mit Bassist Doug McCoumbs (Tortoise) und Keyboarder Mark Greenberg auf. So zart und hart mit und ohne Bart können’s nur wenige. Neil Young vielleicht, aber dann? Jeder Ton voll intensiv, warmherzig und berührend. Diese Art von dreckigem Sound ist himmelhöllenherzenshundschreiend rar geworden.

Trotz der Kinder, Familie, Scheidungen und was in 28 Lebensjahren noch alles so abgeht, klingen Eleventh Dream Day frischer denn je. Wahrscheinlich hat das mit dem Weg zu tun, der das Ziel ist und den sie sich nie vorkäuen liessen. Sie nahmen sich immer die Zeit, die sie brauchten, liessen das Bandprojekt manchmal monatelang vergammeln. Rizzo: «Es ist nicht leicht, so lange in einer Band zu sein, aber es fühlt sich leicht an.» Und das ist kein leeres Gefasel: Die heavy Leichtigkeit der foreverjungen Elfttagträumer wird unsere visionäre Insel an der wunderblauen Mississihnl in einen turbulenzengerüttelten Heissluftballon mit Turbolader und verwandeln. Garantido! Unseren verliebten Graureiher haben wir schon mal vorgewarnt.

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