Die Stadt zählt ungefähr 8.000 Einwohner. Stornoway wurde im frühen 9. Jahrhundert von den Wikingern unter dem Namen Stjórnavágr gegründet. Der beste Naturhafen der Inselgruppe wurde schon um 1100 mit einer Burg gesichert. Hier war einst das Zentrum der Heringsfischerei.
Die Band, die sich Stornoway nennt, stammt aus Oxford. Logisch, oder? Ihr grossartiges Debüt «Beachcomber’s Windowsill» (2010) wird von folgender – nobelpreisverdächtiger- Gleichung geprägt: Lupenrein-Pop + Kammer-Folk + Sixties-Charme = Stornoway. Hier klingt’s – very British – noch nach 5 o’clock tea im Frühling. Hier kümmert man sich einen strotzenden Scheiss um Zeitströmungen und zelebriert genüsslich die Musik, die man für richtig hält. Gegen den Strom und gegen den Strich. Und gegen die Schwerkraft. Der heuchlerische Zeitgeist sieht dabei sackalt aus. Das ist noch echter Widerstand gegen den Massenzwang – vom Feinsten. Herrlich, herrlich.
Nix noch kauzig-verquerere und schnigelwutz-bärtigere Äusserlichkeiten wie sie im Moment nicht nur die Indie-Folkies so jenseitig hippiehip finden. Nein, das Quartett tischt herzensfrisch unverblümte Unbekümmertsongs auf, die euch die Herzen mayapriesterlich aus dem Leib reissen. Vergeblich sucht ihr hier Zwangsoriginalität, nur schlichte Schönheit werdet ihr finden. Und Spielfreude noch und noch.
Stücke wie «The Coldhabour Road» und «The End Of The Movie» lassen euch Eisblumen die Wirbelsäule rauf und runter wachsen, die sofort wieder zu Tränenwasser schmelzen. «We’re The Battery Human» entlockt euch augenzwickerndes Lachen. Brian Briggs’ sonnenklare, aussergewöhnliche Stimme evoziert wunderbare Bilder. Soundkino auf Breitestleinwand. Poetisch und bildgewaltig. Kaum gegründet, findet sich Stornoway auf der BBC Longlist der letztjährigen Hoffnungsträger. In unserem ellokalen Naturhafen werden sie jedenfalls für eine Tee-Zeremonie der allerfeinsten englischen Art vollziehen. Biedermeier-Prinz Charles wird trotz der rebellischen Unbärtigkeit und dem Fünfuhrfrühlingstee not amused sein. Won’t he?