Auf der Netzseite des grosskantonalen Bundesministeriums der Verteidigung [!] heisst es zu den Nomaden des Sahara-Kulturraums: «Die Tuareg sind ein ursprünglich muslimisches Berbervolk mit rund 1,5 Millionen Mitgliedern [!]. Sie leben in einer etwa zwei Millionen Quadratkilometer grossen Region – fast sieben Mal so gross wie Deutschland – in der Sahara und im Sahel, die Teile Algeriens, Malis, Libyens, Burkina Fasos und Nigers umfasst. Der Begriff 'Tuareg' basiert auf dem arabischen 'Tawariq' und wird meist als 'die von Gott Verlassenen' übersetzt. Die Tuareg selbst bezeichnen sich als Imuhar (Algerien, Libyen) beziehungsweise Imuschar (Mali, Niger). Die meisten Tuareg leben in Niger (ca. 900.000), gefolgt von Mali (ca. 190.000) und Algerien.» Ein Fachmann erläutert weiter: «So wie Mali kein einheitlicher Staat nach westlichem Massstab ist, so sind auch die Tuareg im Norden des Landes politisch geteilt. Wie in jeder anderen Gesellschaft gibt es innerhalb der Tuareg soziale Spannungen und verschiedene politische Perspektiven für Lösungen. Dies beinhaltet auch islamisch geprägte Ideale von Frieden und Gesellschaft.» Wie in jeder anderen Gesellschaft. Hm. Tja, die Lage in Mali ist derart verzwickt & verzwackt, dass wir lieber dem Sahara Blues von Aratan N'Akalie frönen: Zu Beginn der politischen Krise in Mali anfang 2012 – Militärputsch; Dauerkonflikt zwischen der bewaffneten Unabhängigkeitsbewegung der Tuareg-Nomaden sowie diversen nichtstaatlichen, teilweise islamistischen Milizen, während die aktuelle Regierung seit 2021verstärkt mit Russland zusammenarbeiten soll – fanden sich die Tuareg-Musiker Bady Ag Agaly (Gitarre, Gesang), Sidi Mohamed Ag Abou (Gitarre, Gesang), Issa Ag Hadani (Bass) & Mahalmadane Abbanassa Traouré (Percussion) in Flüchtlingslagern in Burkina Faso & Mauretanien wieder. 2015 kehrten sie nach Mali zurück & etablierten sich in der Hauptstadt Bamako unter dem Bandnamen Aratan N‘Akalle (Die Kinder des Landes in Tamasheq) als eine der besten Live-Bands. Aufgrund der Corona-Krise konnten sie statt des ersten Albums «Manamossé Kel Tamasheq» (= Wer sind wir?) vorerst nur die Single «Bariz» zum 60sten Unabhängigkeitstag Malis veröffentlichen. Darin besingen sie den Stadtteil Timbuktus, in dem sie aufgewachsen sind & nach dem sie sich sehnen. «Manamossé Kel Tamasheq» wurde von Vieux Farka Touré unter Mitwirkung des Künstlers Bassekou Kouaté& des Toningenieurs Eliezer Oubda betreut & 2021 im Institut Français dem malischen Publikum präsentiert. Touren durch Frankreich & Mali folgten. Ansteckend & rhythmisch interpretieren Aratan N'Akalie die traditionelle Kultur ihres Landes mit Blues- & Rockinstrumenten. Ihre Lieder von Liebe, Nomadentum & Zauber des Lebens werden von einem unerschütterlichen Optimismus & unverwüstlicher Spielfreude getragen. Im kulturellen Austausch wurde Aratan N'Akalle in die Schweiz eingeladen, um in Genf & Zürich Teile ihres neuen Albums «Achawka» aufzunehmen & Videoclips zu drehen. Und um im Vorüberziehen – gleich einer wundersamen Fata Morgana – unsere traditionsreiche Nomadeninsel-Oase mit ihrem hypnotischen Tamasheq-Blues zu bezaubern.