Auch Tell-Schöpfer Schiller, dessen hohler Schädel immer noch Verwirrung stiftet, hätte seine schillernde Freude am bundesamtlichen Laudatio-Text: sie sei eine «schillernde Jodel-Rebellin», heisst es da von Amts wegen blumigst von der Unbeugsamen. Und sie versetze nicht Berge, aber immerhin – fast noch der grössere Wyberhaken, um es mal mit der Schwinger*innensprache zu wagen – «die helvetische Alpenmusik ins urbane Musikgeschehen». Die Sängerin & Musikerin trage die Neue Volksmusik in die Welt hinaus, als «Solistin und im Zusammenspiel mit wechselnden Formationen» wie Doppelbock, Landstreichmusik & Aërope «überraschte sie mit innovativen Liedbegleitungen auf der Violine, dem Talerbecken und dem Büchel». Überraschte? – Überrascht, muss es heissen. Immer & immer wieder erfindet sie Uraltes neu. Üsi Christine ist schlicht & einfach die Nina Hagen des weltoffenen Jodels & die freestylishte Jodlerin des Alpenraums. Wahrscheinlich gar der Welt. Neue Volksmusik? Ja, aber eben nicht dem Klischee traditionalistisch fundamental entsprechend, sondern mit überraschenden Tönen & Wendungen. Doppelbock interpretiert die alten Melodien im Kontext unserer Zeit neu. Kein angestaubter Alternativ-Vortrag, sondern Living Urban Swiss Folkmusic. Swiss Alpine Urban Roots Music Food. Man könnte das gesamte Schweizer Ländli als Stadt betrachten & die verbliebenen Landschaften samt Förster*innen und Bauer*innen (jetzt wirds knifflig mit dem ä!) als Pärke. Die Doppelbock-Volksmusik spielt ännet em Geranien-bluemete Tröögli & em sturstiere Kantönligeist auf. Weltoffen & äget. Hier geht es nicht um gartenzwergligen Heimatkitsch oder trümmligen Schümli-Pflümli-Schihüttenplausch, nicht um distanzierte Verhöhnung. Es geht um liebevolle Pflege von Tradition & R.E.S.P.E.C.T. in dauermutierenden Zeiten. The Times They Are A-Changin', im Fall! Doppelbock formiert sich aus fünf Schweizer Weltmusikkoriphäen: Christine Lauterburg – Jodel, Langnauerli, Geige, Bäse; Matthias Lincke – Geige; Simon Dettwiler – Schwyzerörgeli; Dide Marfurt – Drehleier, Halszither, Sackpfeife, Trümpi, Getrommel; Matthias «Hiasl» Härtel – Jodel, Kontrabass, Geige, Nykelharpa. Es geht um Spielfreude. Zwar nicht sauglatt, dafür ungekünstelt wider den tierischen Ernst. Perfektion in Ehren, aber nicht auf Kosten spontaner Unmittelbarkeit. Lieber fadengrad drauflos & frei von der Leber weg. Jung & Alt wird mitgerissen im ekstatischen Sog dieses unverkrampften, schwungvollen Umgangs mit dem freundeidgenössischen Weltmusikkulturerbe.