Ein Pandemie-Jahr später. Allerheiligen, Día de Muertos: Musikalische Gedichte über den Tod, Live-Musik für die Toten & die, die ihnen folgen werden.
Das dritte Album der «Tod gesagt»-Reihe «Schattenklang» ist am dritten Todestag des Freundes Martin Ain Stricker R.I.P. (Celtic Frost, Orphan Drug), dem 21. Oktober 2020, zur Welt gekommen. Es ist das persönlichste Album von Graber & setzt sich in Liedern – wie «Ohne Abschied», «Schattenklang», «Wie alleine warst du?» – mit Abschied, Jenseits & offenen Fragen zur Endlichkeit auseinander. Süffisant, eindringlich, mehr oder weniger tiefgründig, voller balsamierender Ironie. Zu Konzert & Plattentaufe auf unserer quicklebendigen Todesinsel erscheint «Schattenklang» als Gedichtband mit den vollständigen «Tod gesagt»-Gedichten, herausgegeben von der édition sacré. Der Todespoet Jan Graber hat 2008 damit begonnen, hochdeutsche Gedichte über den Sensemann zu schreiben & vertonen: «Mit meiner Rockband war ich an einen toten Punkt gelangt und die Rockmusik drehte sich für mich im Kreis. Ich wollte Grenzen aufbrechen. Da mich zu diesem Zeitpunkt mehrere nahe Todesfälle beschäftigten, entstand die Idee.» Schauspieler & Freunde leihen den Texten ihre Stimme, sphärische Flächen, harter Rock, industrielle Beats & jazzige Tunes bilden den Boden, auf dem ebenso humorvoll wie dunkel übers Ende sinniert wird. Nick Cave, Pink Floyd, Tom Waits. Rockpoesie. 2011 überarbeitet Graber die Arrangements & gibt sie als «Lieder zum Schluss» auf Vinyl & als Downloads heraus. Gesprochen werden die Stücke nun ausschliesslich von Martin Ain Stricker; am Bass: Monic Mathys (Patent Ochsner); am Schlagzeug: Siro Müller; (me.man.machine, Karaoke From Hell); die Gitarre spielt Graber. Graber & Stricker treten auch als Duo auf (darunter an einem Heavy-Metal-Festival im Gaswerk Winterthur). Als erstes Ensemble ever bespielen sie die ausverkaufte Abdankungshalle des Krematoriums Sihlfeld in Zürich. 2017 holt besagter Tod Martin Ain zu sich. Beim Gedenkkonzert für den verstorbenen Freund im Stüssihof entscheidet Graber, mit der neuen Band weiterzumachen. Die dritte Wiedergeburt von «Graber – Tod gesagt». Nun spricht er die Texte selbst; am Bass: Sara Schär (TNT, One Two Three); an der Gitarre: Stefano Mauriello (Tar Pond). Im Juni 2020 führt Graber die Friedhofstour «Letzte Worte – Konzerte für die Toten» durch & spielt dabei ausschliesslich für die Verblichenen. Nun: Am Día de Muertos wird Graber seine Rockpoesie für die Lebenden sowie die lebenden & toten Toten ausgraben & auf unserer allerletzten Insel am tintendunklen Sihlhades als musikalische Seelenlichterschiffchen Richtung Sonnenuntergang in Ewigkeit-Amen entsenden.