Geboren mit nur einem guten Auge, verbrachte er seine Existenz damit, die Zweidimensionalität der Fläche zu durchschauen. Obwohl er ganz so Auto fährt, wie er Gitarre spielt, baute er noch nie einen Unfall. Aber er fuhr unzählige Male in Tunnelblick-Zwei-De übers Land. Zwingender Beweis dafür, dass sein Gehirn diese Mono-Okular-Perspektive längst erweitert hat. Aber Howe sieht möglicherweise die Welt keineswegs so, wie ihr sie seht. Und umgekehrt. Das macht alles umso interessanter. Zudem ist Howe ein notorischer Zuspätkommer. Das liegt an seiner offiziell nicht anerkannten Behinderung bezüglich Verbindung von Tick & Tack, dieser schizo-wirklichen Landschaft von Zeit & Uhr. Trotzdem verpasste er noch nie ein Flugzeug oder sonst ein Transportmittel oder einen Gig, ausser in seiner Heimatstadt Tucson. Das wiederum hat mit besagter Behinderung nichts zu tun, sondern höchstens mit familiärer Veranlagung & der allgemeinen Wüstenschlappheit. Geboren im Jahr, in dem Elvis seinen ersten Hit hatte, verstorben um die Ecke an einem noch unbekannten Tag in der Zukunft. Nun, Howe – wenn das denn sein richtiger Name ist – traf 1976 den legendären Duolian-Resonatorgitarrenvirtuosen & Songwriter Rainer Ptacek in Tucson. Mit dem fünf Jahre älteren Ptacek & den Giant Sandworms begann, was später mit David Seger & Billy Sedlmayr zu den famosen Ur-Giant Sand wurde. Das erste Album der mittlerweile umformierten Band titelte «Valley of Rain» wurde 1983 mit dem Bassisten Scott Garber & Drummer Winston Watson aufgenommen. Letzterer trommelte mittlerweile für Bob Dylan & Alice Cooper. Vor Calexico holte Howe John Convertino & Joey Burns zu Giant Sand. Jahre nach dem Tod von Rainer Ptacek wurde Giant Sand ein Howe-Projekt mit wechselnden Mitgliedern aus Tucson & Dänemark. 2018 spielte man «Giant Sand Returns To Valley Of Rain» ein – mit den Originalmitgliedern Howe Gelb, Scott Garber & Winston Watson & den Neulingen Thøger Lund, Gabriel Sullivan & Annie Joe Dolan. Dieses Jahr folgte die Wiederaufnahme des Zweitlings mit dem Originaldrummer Tommy Larkins unter dem Titel «Re-Ballading The Thin Line Man». Und nebenbei wirbelt der gute, junge Howe mit seinen diversen Projekten schön viel Wüstensand auf. Das spürt ihr jeweils an der Hitze & sehts an den rotgefärbten Schmelzgletschern. Möglicherweise aber hört ihr ihn ganz & gar nicht so, wie er euch hört. Möglicherweise heisst er nicht so, wie ihr ihn kennt. Möglicherweise kommt ihr am Besten selbst her, um die aktuellen Giant Sand leibhaftig zu erleben – hier, auf unserer gigantischen Inseloase an der schönen blau-sürmelnden Mississihl. Egal, wieviele Dimensionen Howe grad mal wieder unfallfrei durchquert.