Terakaft heisst in der Tuareg-Sprache Tamsheq «Karawane» und symbolisiert den Pfad der Band, der Tradition und Geschichte mit Zukunftsvisionen verknüpft und in die Welt trägt. Ursprünglich stammt die Gruppe um Diara (Gitarre, Vocals), seine Neffen Sanou (Gitarre, Vocals) und Abdallah Ag Ahmed (Gitarre, Bass, Vocals) sowie Percussionist Tohandy aus der Regions-Hauptstadt Kidal, wo seit der Unabhängigkeit 1961 mehrere Aufstände ihren Ursprung hatten. Terakaft-Gründer Kedou (verliess die Band 2008) und Bandleader Diara sind Ex-Mitglieder von Tinariwen, die ja ebenfalls dem Adrar des Iforas im Norden Malis entstammt. Auch sie zogen einst mit Kalaschnikovs und Gitarren in den Freiheitskampf, den sie bei Gaddhafi (!) in Libyen trainierten und erstmals die Rebellen-Musik von Bob Marley, Bob Dylan und Jimi Hendrix impliziert bekamen. 2005 gründeten Tinariwen und Terakaft die Länder übergreifende NGO «Taghreft Tinariwen» (Verein zur Entwicklung der Orte in der Wüste), der heute als friedliches Symbol des Tuareg-Freiheitskampfes gilt.
Terakafts elektrisierender Stilmix ist Sprachrohr und Soundtrack einer jungen Generation weit über die Grenzen der Wüste hinaus. Zum spezifischen Terakaft-Sound gehören unter anderem Percussionsinstrumente von unrühmlicher Symbolik: umfunktionierte Benzinkanister aus dem 2. Weltkrieg, die «Germany» heissen. Noch heute liegen unzählige davon über weite Teile der Sahara verstreut herum. Rommels trümmliges Erbe. Terakaft sind keine ungehörten Rufer in der Wüste. Texte von Freiheitskampf, gefallenen Helden, Dialog auf Augenhöhe und Tuareg-Chiefs, die nichts tun gegen das Leiden ihres Volks beschwören die Möglichkeit einer besseren Welt. Und immer wieder erfinden sie ihre Musik neu. Ihr Album «Akh Issudar» (2008) enthält mit «Rastaman Aridal» – nebst vielen anderen Perlen – den allerersten Tamasheq-Reggae-Track überhaupt. Mit dem aktuellen Werk Aratan N Azawad (2011) setzen sie den eingeschlagenen Weg fort. Der Opener «Alghalem» bluesrockt magisch und schwer, gefolgt vom nicht weniger hypnotischen «Talikoba». Und manchmal klingt die Musik locker flockig nach sixty Pop. Die Wüste lebt. Und wie!
Terakaft muss man live erleben. Zwei Rhythmus-Gitarren (eine straight den Beat voran treibend, die andere süss und himmelsstürmend zisilierend), tiefe Bassklänge und der schwere, pulsierende Herzschlag der Perkussion trotten unbeirrbar im schweren Passgang der Kamelkarawane durch die gottverlassenen Sandhaufen, versetzen euch ins fatamorganisierte Herz der Wüste, von wo ihr niemals zurückzukommen wünscht. Wir freuen uns extrem auf diesen erneuten saftstrotzenden Auftritt des Sahara-Clans auf unseren internationalen Bretterwanderdünen. Und wir hoffen, dass dieses Mal ein wohlverdientes, vollversammeltes Stammpublikum seine Kamele und Esel sattelt und in unserer immer neu zu entdeckenden Wohlfühl-Oase einen Abend erlebt, dessen Spuren selbst vom Winde verweht auf ewig in den Herzen weiterglühen. Ashes to ashes, dust to dust – hier, auf der Insel am einzig wahren Mainstream unter den gleissenden Himmeln des kunstlichtverstörten Universums.