In seinem neuen Buch «Vom Imperiengeschäft» setzt sich unser Freund Berthold Seliger mit dem Konzertbusiness dieser Tage auseinander. Das liest sich teilweise wie ein Wirtschaftskrimi. Aufwachen, Leute, auch da läuft was sehr, sehr schief! Detaillierte Analysen & Hintergrundberichte beleuchten die aktuellen Entwicklungen bei den Konzentrationsprozessen in der Konzertbranche sowie die dubiosen neuesten Tricks im Ticketing. Als erfahrener Konzertmanager macht Seliger aber auch konkrete Vorschläge, wie konsequente Gesetzgebung die Machenschaften der Konzerne eindämmen könnte. Denn die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft ist genauso in Gefahr wie die der massensterbenden Insekten. Seliger recherchierte die Besitzverhältnisse in den grossen & mittleren Konzertfirmen sowie bei den führenden europäischen Festivals. Und siehe, die Spur des Geldes führt zu Private-Equity- & internationalen Fonds-Gesellschaften, dass es einen das Grausen lehrt. Nach aussen herrscht ein neoliberaler «Jargon der Eigentlichkeit», es geht um coole Events, Spass & Selbstverwirklichung. Doch hinter den Kulissen wird klar: Die Live-Konzerne (miss-)brauchen Musik & Künstler*innen nur noch für Brands & Marketing. Der grosse Reibach (jidd. Gewinn) wird heute mit Sponsoring, Ticketing & Big Data gemacht & die Grosskonzertkonzerne haben kaum noch Interesse an Musik & Kultur, sondern nur am schnöden Mammon. Erstaunliches kommt auch bei der Geschichte legendärer Festivals von Monterey, Woodstock bis Coachella & Burning Man zutage; Fehlentwicklungen & überraschende Influenzen seitens des Silicon Valleys. Wo sind die unabhängigen Hoffnungsträger*innen, die soziokulturellen Gegenpole, die kunstorientierten Festivals, die Möglichkeitsräume & utopischen Konzepte? Was haben Smart Cities, die von einem der weltgrössten Musikkonzerne in Grossstädten erbaut werden, mit horrenden Mieten & mit dem Clubsterben zu tun? Warum sind günstige Mieten eine wichtige Musikförderung? Wie kann es gelingen, den öffentlichen Raum in Städten für die Menschen zurückzugewinnen? Es gibt keinen richtigen Fun im falschen. Seliger präsentiert eine stichhaltige Theorie des Kulturorte-Schutzes, der in direktem Zusammenhang mit der sozialen Situation von Musiker*innen & Kulturarbeiter*innen steht. Nur wenn sich diese auf allen Ebenen gegen die Imperiengeschäfte der Kulturindustrie wehren, wird die kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft erhalten bleiben. Wir Insulaner*innen wissen das schon lange & Berthold Seliger spricht uns voll aus dem tiefsten Seelenherzblutherzen.