Waschechte Mississihl-Insulaner kennen unsere fast schon zum Inventar gehörenden Punk-Lieblinge nun wirklich. Ewigi Love. Und der ellokale Sonderkorrespondent Hanspeter «Düsi» Künzler hat in unserem hauseigenen Medienimperium grossartig über The Mekons geschrieben. Der verstorbene Rockkritiker Lester Bangs nannte sie einmal die «revolutionärste Gruppe in der Rockgeschichte». Sie stammen aus Leeds/West Yorkshire, der Heimat von Legenden wie Wedding Present, Gang Of Four und Chumbawamba. Und sie waren, glaubt man den Geschichten, die erste wirklich konsequente Punkband der Welt. Das war 1976: Die Kunststudenten Jon Langford, Tom Greenhalgh, Kevin Lycett, Ros Alien, Andy Corrigan und Mark White nannten sich nach der fiesen Comic-Figur Mekon aus der englischen Serie «Dan Dare». Die Musiker stammen teilweise aus dem Umfeld der legendären Gang Of Four. Später stiessen die Sängerin Sally Timms und der Bouzouki-Mann Rico Bell (Pine Valley Cosmonauts, Waco Brothers oder Gaye Bykers on Acid) zur Band. Das aktuelle Line-up der Old-Punk-School setzt sich aus Jon Langford, Tom Greenhalgh, Sally Timms, Rico Bell, Steve Goulding, Sarah Corinna, Lu Edmonds und der grossartigen Geigerin Susie Honeyman zusammen.
Von Anfang legen sie viel Wert auf die Texte mit deutlich links-politischen Zeilen. Musikalische Professionalität ist Nebensache. 1977 erscheint mit «Never Been In A Riot» die Antwort auf The Clashs «White Riot». Die erfolgreiche Single «Where Were You» (1978) bringt ihnen den ersten Plattenvertrag bei Virgin. 1981 trennen sich die Mekons für einige Jahre und widmen sich anderen Projekten. 1984 treten sie wieder gemeinsam auf, um den Streik der britischen Bergarbeiter zu unterstützen. Auch sonst protestieren die Mekons lautstark, vor allem gegen neoliberale Politik der «Eisernen Lady», auch «Sad Witch» (Traurige Hexe) genannt, namens Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven.
Mitte der 80-er-Jahre entwickelt sich der Mekons-Punk mehr und mehr Richtung amerikanischen Country, den sie mit ihren eigenen Arrangements, Reggae, Dub und elektronischen Sounds vermengen. Das eigenwillige Resultat hört man auf dem Hank Williams-inspirierten Album «Fear And Whiskey» von 1985. Trotz regelmässiger Veröffentlichungen kann man von kommerziellen Erfolg der Mekons nicht reden. Zu anspruchsvolle Texte, weshalb einige ihrer Werke als Konzeptalben eingestuft werden, zet Be «Me» (1998), das den Egoismus der 90-er thematisiert. Langford engagiert sich stark für die Abschaffung der Todesstrafe, was man in seiner Compilation «The Executioner’s Last Song» hören kann.
Nach «Oooh! (Out Of Our Heads)» gehen die Mitglieder 2002 erst mal wieder getrennte Wege. Zwei Jahre später bereisen sie mit «Punk Rock» einige europäische Städte. Danach verabschieden sie sich und tauchen in die Wildnis der englischen Landschaft ein, weit entfernt von grösseren Städten. Inmitten von Felsen, zwitschernden Vögeln, ruhiger Natur und einigen inspirierenden Whiskeyflaschen erscheint 2007 «Natural». Ein
naturverbundenes, Folk-lastiges und düsteres Album. Und live wird niemand von unserer «Last Shutter Island» entkommen, solange die Mekons Gas geben. Auch nicht bei Leermond. One-two-three-four!
Manche beschreiben ihren Stil als kanadischen Country-Surf-Psychodelic-Folk-Alternativ-Rock mit extrem hohem Whisky-Durchsatz. Die vier Jungs von The Sadies rocken jedenfalls tüchtig: Dallas Good – guit,key,voc; Travis Good – guit, voc, fiddle; Mike Belitsky – drums; Sean Dean – upright bass. Ihr Label Yep Roc bringt’s auf den Punkt: «Zwar mögen sich die Sadies nach vielem anhören, aber niemand klingt so ähnlich wie die Sadies».
Die Vielseitigkeit der Band spiegelt sich in ihren Alben, die sie in den Pausen zwischen ausgedehnten Tourneen aufnehmen. Auf ihr country-rockiges Debüt «Precious Moments» (1998) folgt eine Zusammenarbeit mit der Dirty Soul-Legende Andre Williams (1999). 2003 spielen sie ihr sechstes Album «Mayors Of The Moon» mit Jon Langford ein, «The Tigers Have Spoken» entsteht ein Jahr später mit Neko Case.
2006 laden sie Freunde und Bekannte zu zwei Konzerten in Toronto ein. Das Ergebnis ist «In Concert Volume 1», auf dem sich die Band unter anderen auch von Langford, Case und den Good Brothers begleiten lässt. Im selben Jahr machen sie sich an den Soundtrack zu «Tales Of The Rat Fink», eine Mischung aus Dokumentation und Animation über den Hot Rod-Bastler und Zeichner Ed «Big Daddy» Fink. Mit ihrem aktuellen, eher nachdenklichen Album «Darker Circles» markieren The Sadies ihre Ansprüche an grosses Songwriting. Unüberhörbar. Und sowas von wow! Und live geht das sowieso ab wie Anton. Wenn nur unsere legendären Hallen nicht tanzwütig den heissgeliebten Bach ab gehen.