+ David Nance
Simonn Joyner: Einer, der seit den frühen 90ern aktiv ist, der unzählige MusikerInnen beeinflusst & von dem einer wie Conor Oberst sagt, er sei sein all time favorite Songtexter, der muss ganz klar einiges auf dem Kasten haben. Er habe etwas von allen Grossen wie Townes Van Zandt, Leonard Cohen & Bob Dylan, aber existiere in einem völlig eigenen Universum. Eine echte Schatztruhe. «Ich hoffe, dass viel mehr Menschen seine Musik entdecken und die einmalige Freude teilen, die sie ihnen schenkt», so Oberst. Natürlich finden wir das auch. Simon Joyner selbst ist es mittlerweilen reichlich egal, dass er nicht den verdienten Berühmtheitsgrad erreicht. Er geht nur noch selten auf Tour, lebt glücklich mit Familie & betreibt sein Antiquitätengeschäft. Aber gopferteckel, der Mann ist eine Legende mit einem erstaunlichen Werk: Immerhin bringt Joyner sein mittlerweile 13tes Album «Step Into The Earthquake» mit auf unsere Weltkulturinsel. Ein vor Energie & Einfällen nur so sprudelndes Doppelalbum. Aufgenommen mit der 6-köpfigen Backing Band The Ghosts, in der u.a. David Nance, Alex McManus von Lambchop & Bright Eyes sowie Michael Krassner vom Boxhead Ensemble mitspielen. Wunderbar, wie Joyner Amerika's Politdesaster nüanciert & poetisch reflektiert. Und nicht alles ist Verzweiflung & Enttäuschung. Joyner verleiht dem menschlichen Gestruggel durchaus auch Schönheit, Redlichkeit & Würde. Also, Leute, stürzen wir uns mitten hinein in dieses wunderbare Erdbeben aus Poesie & Musik!
«Omaha has given us the reigning heir to Henry Miller's dark emotional mirror, Townes Van Zandt's three-chord moan, and Lou Reed's warehouse minimalism: His name is Simon Joyner.» – Gillian Welch
David Nance's neustes Songgebräu & Allerheilmittel nennt er schlicht & bescheiden «Negative Boogie» (2017). Aber was genau soll das denn sein? Na, es ist ein bisschen Canned Heat mit Pere Ubu's schräger Percussion & dazu eine gehäufte Schaufel Swell Maps. Mit seiner Sammlung seltener Gitarren, Cowbells, Steel Drums, Vintage Amps, Crazy Horse-Mikrofonen, Mellotron sowie der treibenden & untötlichen Rhythmusgruppe Kevin Donahue & Tom May machte David es sich im Studio gemütlich. Die drei fingen bei Sonnenaufgang an & recordeten bis Mitternacht 15 Songs. «Some songs were unused for half a decade, some songs were changed the day before recording and some songs were recycled and reinterpreted from the last album leftovers», so David Nance. «Do The Negative Boogie. Do It In Stereo, Baby.» ist ein Rock-Epos geworden, bei dem die Songs ineinander fliessen wie bei einem perfekt orchestrierten Klassiker. Durchtränkt mit Nance's bissigen wie komischen Lyrics, die in einen Song gipfeln wie «DLATUMF Blues» (Don't Look At This Ugly Mother Fucker Blues). Und da sind diese vielfach gebrochenen Gitarrenriffs à la The Good, The Bad & The Ugly. Keine Liftmusik, Leute. Aber gross & grösser. Nance's fiebriger Traum von der Plastic Ono Band & Rocket From The Tombs. Manisch, ekstatisch, elektrisierend. Egal, wie ihr das alles findet: Wir jedenfalls tanzen alle den Negative Boogie. Ganzinslig. Das geht ab. Und wie.