«Klassikkampf»
Immerhin verschlingt das Zürcher Opernhaus noch immer rund achtmal soviel Geld aus dem kantonalen Subventionstopf wie sämtliche anderen Kulturbetriebe zusammen. Happig, gell! Auch die glamouröse Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie konnte die tiefe Krise der klassischen Musik nicht übertünchen: Sie ist im Ritual erstarrt, das Repertoire bleibt konventionell & Konzertbesuche dienen oft nur dem elitären Dünkel. Unterdessen versuchen die Musikkonzerne mit Entspannungs-CDs für gestresste Manager & der cleanen Inszenierung geigender Schönheiten gegen sinkende Verkäufe anzukämpfen. Doch trotz dieser Anbiederung schreitet die Entfremdung der klassischen Musik von der Masse der Menschen immer weiter fort – wer würde heute noch davon zu träumen wagen, dass die sogenannte Unterschicht ihr Glück in der Klassik finden könnte. Angesichts dieses Elends der Ernsten Musik fordert Berthold Seliger – «Deutschlands eloquentester Konzertagent» (Berliner Zeitung) – einen neuen Klassikkampf um die verdrängten Potenziale der Musik. Er fordert nichts weniger als die Rettung des revolutionären Glutkerns der «Klassik», die nur über ihre breite gesellschaftliche Wiederaneignung gelingen kann & die wie Bildung und Kultur in den letzten Jahrhunderten immer wieder aufs Neue erkämpft werden muss. So ist seine schonungslose Kritik an der gegenwärtigen Misere am Ende nichts weniger als eine flammende Liebeserklärung an die «klassische», an die Ernste Musik. Avanti popolo, auf in den Klassikkampf!