Das Radio spielt jeden Morgen seinen «Mali Twist», der die Bevölkerung auffordert, das seit 1960 unabhängige Land mitzugestalten. Kar Kar lernte das Gitarrenspiel in den späten 50er-Jahren von seinem Bruder, der in Kuba Musik studiert hatte. Seine akustische Version des Mali-Blues ist beeinflusst von lokalen Kassonké-Rhythmen, afrokubanischer Musik & amerikanischem Blues. Der Spitzname Kar Kar kommt übrigens aus dem Fussball: karikari sagt man, wenn einer (zuviel) gut dribbelt. Weil er in schwarze Lederjacke auftrat, nannten sie ihn auch «Kar Kar, le blouson noir». Als 1968 die Regierung Modibo Keïtas gestürzt wird, verschwindet der arm gebliebene Traoré von der öffentlichen Bildfläche und arbeitet unter anderem in der Landwirtschaft, als Ladenbesitzer und als Schneider. Er singt nur noch für Freunde. Wie durch ein Wunder wird der längst Totgeglaubte nach 20 Jahren zufällig von einem TV-Team wiederentdeckt & gilt inzwischen zusammen mit Ali Farka Touré, Lobi Traoré & Diabaté Toumani als berühmtester Musiker Malis. In den 60er- & 70er-Jahren liess Boubacar es twisten & grooven, in den 80ern & 90ern herrschte die totale Melancholie. Jetzt beschwingt der über 70-Jährige mit Lebensfreude & Altersweisheit. Produziert von Ballaké Sissoko & Christian Mousset im Bogolan-Studio in Bamako, setzt «Mbalimaou» (2015) einen neuen Meilenstein auf dem Weg von Boubacar Traoré. Immer ehrlich, oft ergreifend, subtil & friedlich fliesst die Musik auf «Mbalimaou» im dezenten Swing & hochpoetisch dahin. Wer diese zauberhafte Musik noch nie gehört hat, der oder dem fehlt ein Herzstück zum Glück. Zum tausendundzweiten Mal hier bei uns auf der allerlletzten Weltmusikinsel, der grosse Kar Kar. «Je chanterai pour toi», forever and a day.