Die in Brüssel lebende Françoiz Breut (*1969 in Cherbourg, F) illustriert auch Kinderbücher und ist eine feste Grösse aus den Anfängen des Nouvelle Chanson. Als habe sich Morrissey in eine Französin verwandelt, schrieb die Zeit. Bands wie The Go-Betweens, Tindersticks, Calexico, Herman Düne, Portishead und The Walkabouts bewunderten schon ihr erstes, nach ihr benanntes Album «Françoiz Breut» (1997) und waren fasziniert von der spröden, wandlungsreichen Stimme. Die Walkabouts nahmen eine Version von «Everyone Kisses A Stranger» auf, Calexico coverten «Ma Colère» und «Si Tu Disais», Howe Gelb widmete der Sängerin das Lied «Letter To Françoise».
Heute schreibt sie ihre Texte hauptsächlich selbst. Und sie habe wieder Freude daran, wie ein Vogel zu singen. Auf einer US-Tour mit Marianne Dissard im Herbst 2010 fasste Françoiz Breut den Entschluss, wie sie die Aufnahmen zu ihrem 5ten Album angehen wollte: «Während der letzten Konzerte stand ich mit Stéphane Daubersy auf der Bühne und so schien es nur logisch, dass wir auch die neuen Stücke zusammen erarbeiteten. Mit dem Vorsatz, Spontanität und Spielfreude den Vorzug zu geben. Als Inspiration für Rhythmus oder Melodie dienten dabei meist kleine Fragmente. Die habe ich Stéphane vorgesungen und er setzte sie auf der Gitarre um. Wir haben im wahrsten Sinne zusammen gespielt und sind sehr instinktiv vorgegangen. Ohne wirklich zu wissen, wo es uns hintreiben würde.» – Das erste Album dieser Zusammenarbeit ist das magische «La chirugie des sentiments». Ein faszinierender Power-Mix aus Chanson, Indie-Pop und raffinierten Soundtüfteleien. Vielleicht die beste Breut, die es je gab.
Fredda
Wer die Pariser Chansonniere Fredda noch nicht kennt, vergisst sie nach diesem Inselabend garantiert nimmermehr. Ihr neues Album «L’ancolie» (Akelei) ist das Werk einer grossen Künstlerin mit dem bürgerlichen Namen Frédérique Dastrevigne. Verzaubert hängen wir an diesen (imaginären) Lippen, horchen verzückt diesen bis ins Detail, wo bekanntlich der Teufel hockt, ausbalancierten Chansons. Blumenschön & (mel)ancholisch. Verführerisch & betörend. Nouvelle Chanson in Reinform. Mit Bezügen zu Folksongs von Karen Dalton, Vashti Bunyan, Blues und der traditionellen Appalachen-Musik (nein, nicht Appatschen, du Old Tattergrind, du!). In typisch französischer Eigenwilligkeit. Geradezu klassisch: Fredda nimmt Inspirationen von aussen auf wie Fäden und webt sie in ihre Interpretation des zeitgenössischen Chansons ein. Besonders die romantischen Dichter des 19. Jahrhunderts wie Gérard de Nerval (eigentlich Gérard Labrunie) und Guillaume Appollinaire (eigentlich Wilhelm Albert Włodzimierz Apolinary de Wąż-Kostrowicki), die in ihrer Poesie ebenfalls die titelgebende Blume besangen, haben Texte und musikalische Sprache mitgeprägt. Unterstützt wurde die begnadete Sängerin vom Ausnahme-Gitarristen Mocke der Pariser Band Holden sowie von Marianne Dissard. «L’ancolie» ist eine schwelgerische Liebeserklärung an die melancholischen Momente des Lebens wie sie französischer – und verführerischer – kaum sein könnte. Wirklich wahrhaft verboten schön.
Le Pop DJ Team
Nach zweijähriger Pause mit Spannung erwartet: «Le Pop 7», die neue Ausgabe der renommierten Compilation-Reihe zur Nouvelle Scène Française, die sich bisher schon über 80’000 mal verkauft hat und jeden Tag neue Fans findet. Dominique A, Françoiz Breut, Marianne Dissard oder Mathieu Boogaerts starteten über Le Pop ihre (Live-)Karrieren im deutschsprachigen Raum. Worauf auch die Majorlabels auf den Le Pop-Zug setzten: Von Keren Ann und Coralie Clément über Mickey 3D und Camille bis Benjamin Biolay. Die Macher – das Le Pop DJ-Team – servieren nach den beiden Shows die tanzbare Variante des Nouvelle Chanson, frankophone Hits zwischen Swing, Ska, Latin-Beats und Sixties-YéYé. Denkwürdig. Ça grooves.