«Ich arbeitete an einem Film für die Uni und betrat einen Laden für Landwirtschaftsbedarf. Dort gab es ein Proteinzusatz namens ‹Beef, Iron, and Wine›. Eine interessante Wortkombination, wenn man das 'Beef' weglässt», klärt uns Sam Beam über die Herkunft seines Bandnamens auf. Und ebenso lakonisch fällt der Kommentar des Familienvaters und Film-Dozenten der Florida State University in Miami zu seinem Status als Musiker aus, der rund um den Planeten mit Nick Drake, Leonard Cohen und Neil Young verglichen wird: «Jeder fragt mich, wie es sich anfühlt, so etwas wie ein Rockstar zu sein. Ehrlich gesagt, kann ich keinen Unterschied feststellen.»
Im Wohnzimmer nimmt er eigene Songs auf, von denen Sub Pop-Plattenchef Jonathan Poneman sagt: «Die schönste und verführerischste Musik, die ich in den letzten Jahren gehört habe.» Immerhin hatte Poneman Nirvana im Katalog und nun auch Iron & Wine. Das Debüt «The Crank Drank The Cradle» und die EP «The Sea & The Rhythm» brachten super Kritiken.
Mit seiner Liveband, der auch seine Schwester Sara angehört, nimmt Beam sein zweites Album «Our Endless Numbered Days» (2004) auf. Wieder aus eigenem Material zusammengesetzt, entsteht es sowohl im Wohnzimmer als auch im Studio unter der Führung des Produzenten Brian Deck. Nach einem Beitrag zur Komödie «In Good Company» (2004) veröffentlicht Beam mit Calexico die EP «In The Reins» (2005). Etwas rockiger klingt das dritte Album «The Sheperd's Dog». Nach einer kreativen Pause kommt 2009 die Raritätensammlung «Around The Well» auf den Markt.
Im neuen Rolling Stone (Januar 2011) zur neuen Platte "Kiss Each Other Clean" gibt's **** (4 Sterne gleich formidabel) und das Kollegium meint: "Wenn das Lo-Fi-im-Schlafzimer-Genie sich ins Studio wagt und die maladen, zerbrechlichen Songs sich gegen grosse Arrangements und eine glasklare Produktion behaupten müssen, wird's ernst. Sam Beam, der sich Iron & Wine nennt, hat diese Prüfung mit seinem letzten Album "The Shepherd's Dog" mit Auszeichnung bestanden. Der um Dub- und Afropop-Anleihen erweiterte Westcoast-Sound tat seinen Liedern gut, gab ihnen sogar noch mehr Tiefe. Die Hörerfreundlichkeit katapultierte Iron & Wine nicht nur in die US-Charts, sondern auch in den Soundtrack einiger US-Serien. "Kiss Each Other Clean" erscheint nun in den USA gar bei einem sogenannten Majorlabel. (Und dieser sehr höflicher und netter Mann hat letzten September in unserem Gemäuer vor 250 Leuten gespielt, die mucksmäuschenstill lauschten, keiner hat sich gewagt dämliche Handyföteli mit Blitzlicht abzufeuern. Sogar Sam Beam wurde es ob unserer stillen Kathedrale ganz schmuch...). Das neue Album sei fokussierter als der Vorgänger und klinge wie die Musik, die man Anfang/Mitte 70er-Jahre gerne im Autoradio hörte, erklärte Beam. Doch da sagt er nur die halbe Wahrheit, denn der wohlig warm gehauchte Pop ist durchaus brüchig. Es ist, als ob nebenan eine Krautrock-Band jammt und ab und zu jemand die Tür aufmacht und ihren Sound in die Songs lecken lässt. An einigen Stellen - etwa im spröden "Rabbit Will Run" - erinnert das an Brian Enos Produktion von Paul Simons "Surprise". Doch während dort viel der Songs vor dem Sound kapitulieren, gewinnen die Stücke bei Iron & Wine durch das Spiel von Elektronik und afrikanischen Klängen an Dichte und Drama."
Und wenn er bei uns auf der Insel einfährt, bringt er dieses brandneue Werk mit. Und diesmal auch eine fein zusammengestellte Band, und das müssen ja nicht unbedingt Joey Burns und John Convertino of Calexico Fame wie üblich sein. Allerdings ist das bei so grossartiger Musik sowas von wurst, ist ja kein altes Brot, das am nächsten Tag grad noch den Schwänen im Zürisee recht ist. Unser Graureiher jedenfalls hält sich an Frischfisch aus der Mississihl (ohne Proteinzusatz) und das ist wie unsterbliche Live-Musik von Iron & Wine, auf den Brettern, die uns Welt, Himmel & Meer bedeuten.