Logo, dass aus der schöpferischen Verbindung der französischen Sängerin Marianne Dissard mit einem amerikanischen Wüstenrocker das Desert-Chanson hervorgeht. So vielgestaltig die Assoziationen darüber auch ins Kraut schiessen mögen, in einigen der zwölf Songs des Debütalbums von Marianne Dissard spürt man die Weite des dünn besiedelten US-Bundesstaats Arizona tatsächlich. Dort, in der Heimat des altbekannten Joey Burns, wuchs das Werk langsam, immer wenn dieser gerade mal nicht mit Calexico im Studio oder auf Tournee war. Was klingt wie ein schlau eingefädelter Promo-Coup ist in Wahrheit das Ergebnis einer langen Freundschaft, die Mitte der 90er-Jahre begann, als Dissard über Burns' frühere Band Giant Sand einen Dokfilm drehte.
Sanfte Melancholie schlägt einem im eingängigen Eröffnungsstück "L'embellie" entgegen. Aber das Album läuft nicht stur den beschaulichen Folk-Pop-Weg ab. Nein, unscheinbare Blüten am Wegesrand fallen ins Ohr. So ist "Le Lendemain" tatsächlich ein schauriges Desert-Chanson, bevor Multiinstrumentalist Burns im swingenden "Les Draps Sourds" erstmals seine Mariachi-Visitenkarte abgibt. Im akustisch gehaltenen "Sans-façon" mit Streichern findet das Album dann seinen Höhepunkt, zumal hier das dunkle, leicht herbe Timbre der 39-Jährigen wunderbar erblüht. Einen bezaubernd schön wehklagenden Abschied von diesem mit Sand überzogenen Wüsten-Chanson-Album gibt sie mit "Indiana Song". Bonjour mesdames et messieurs, it’s a dusty way home!