Ist also nicht ganz einfach zu beschreiben, was euch erwartet. Denn der Typ lebt gleichzeitig in vergangenen Jahrhunderten, kam zur Welt, bevor er geboren wurde und lebt 1908, 1966 und tatsächlich auch in der Gegenwart. Und wahrscheinlich auch noch 2055. Wenn wir denn den falsch berechneten Maya-Showdown überleben sollten, – was meinsch, Uriella? – werden wir ihn hienieden wiedersehen. Auf seinem Facebook-Profil steht geschrieben, von wem auch immer: «My own guess is that if you taught a very impressionable 17th century troubadour all about Syd Barrett, Donovan, Stephin Merritt, and the Lower East Side as it is today, he would most likely end up sounding something like this inimitable man.» Und zu alledem performt Nevins seine supermelodiösen 3-Minuten-Folk-Psychedelic-Rock-Dandytum-Songs (mit einer Prise Americana) auf einer 8-Saiten-Bouzouki. Braucht etwas Vorstellungskraft, klingt aber echt spannend, inspiriert, bunt, ehrlich, gefühlstrunken und extrem charismatisch. Der Paradiesvogel von eines trunkenen Urgottes Gnaden gibt Captain Beefheart, The Bothy Band, Hamish Imlach, Robin Williamson, Alexander Pope, William Blake, Doc Watson als Künstler an, die er mag. Bei all diesem Tun ist es wohl nicht verwunderlich, dass die Discografie gerade mal aus zwei irritierend kurzen Werken besteht: «I May Be Going Down In Flames (But At Least I'm On Fire)» (3 Songs, 9 Min. Laufzeit; Vocals, Bouzouki, Upright Bass, Piano, Percussion, Glockenspiel, Electric Guitar, Melodica) und «Take That, Vile Scum!», (10 Songs, knapp 25 Min.; Vocals, Bouzouki, Electric bass, Drums, Violin, 'Treated' Melodica, Electric Guitar, Lap Steel Guitar, Harmony Vocals). In der Kürze liegt das Oho.
Das Video «Boating in Central Park» auf diesen Elendsportalen, um die man – der Teufel hat’s immer gewusst – nicht mehr herumkommt, gell Philippe Fingerpoke, zeigt Nevins unrasierte, bootsschwankende Weitwinkelvisage mit Strohhut. Verfolgt von einer unsichtbaren, menschgesummten Singfliege, versucht er genervt auszusehen, verfolgt das Vieh mit den Augen. Schnapp! Mit der Hand knapp verfehlt. Gesumme. Schnapp! Erwischt, in den Mund gesteckt und geschluckt. Kurz verstummt das Gesumme, um sofort wieder loszugehen. The End. In «a MUD morning with the hokey philosopher» nimmt er uns auf nüchternen Magen und ungeschnitten mit zum Kaffeetrinken. Und wenn er nicht mehr dort sitzt und philosophiert, so wird er mit uns auf dem nächsten Wackelvideo wohl zu seinem Konzert gehen, hier bei uns im Jahre 2010 nach Jewiesüss. Der Junge ist eine Jahrhundertreise an die Ufer des Sihl-Hudson-Rivers wert, jawohl! – Auch wenn wir nicht mehr wissen, wo wir sind.