& The Junkyard (USA)
Neben Touren mit Stephen Malkmus und Jarvis Cocker schrieb er in der jüngeren Vergangenheit auch Blogs für die New York Times und verfasste eine illustrierte Biographie von Barack Obama. Umso erfreulicher also, dass er Zeit fand, nach dem Crass-Cover-Album «12 Crass Songs» (2007) sein fünftes Album für Rough Trade mit Eingenkompositionen einzuspielen: Ein total verbandverhüllter Kugelkopf mit Bandsticker auf schwarzem Grund, aus dem uns zwei Augen anstarren, spricht ohne Mund in Blase den optimistischen Album-Titel: «’Em Are I». Selbstgezeichnet, wunderbar. Oder schaut der Eingewickelte einfach in ein Loch in der Tür? Meist analog aufgenommen mit angestammtem Junkyards-Drummer Dave Beauchamp und Bruder Jack Lewis am Bass. Und natürlich mit Gästen wie Hermann Dune, die Banjo-Troubadeuse Emily Lacy und Dinosaur Jr.’s J Mascis.
Ein Hauch Rock, eine kontaminierte Prise Lo-Fi zu Beginn mit «Slogans», gut gelaunt und angenehm kratzig. Ein gewisser Anteil an Folk-Inspiration prägt «Bugs & Flowers». Finger-Picking (from finger-picked roots to outer-space swoops) und getragene Tempi rühren grundehrlich an Herz & Seele. Weil sie straight von da kommen. Immer wieder ureigene Verschrobenheit wie im Garage-Folk von «If Life Exists?». Und wahrscheinlich weiss er die Antwort wirklich nicht. Wir auch nicht. Umso besser, dass er darüber singt. Und mal angenommen, das Leben existiert wirklich?
Nichtsdestotrotz tut Jeffrey Lewis Gutes und ganz einfach das, wonach ihm der (Un-) Sinn steht. Charismatisch und charmant wie es sich für einen einfallsreichen Querdenker gehört. Und obwohl grad in der Zeit (oder SZ?) wieder etwas eindimensional über die angeblichen Hässlichkeiten der CD-Verhüllungen gejammert wurde: Mit «’Em Are I» bekommt man nicht nur einfach eine Schillerscheibe mit Sound, sondern ein wunderbares Gesamtkunstwerk des Universalgenies Jeffrey Lewis mit Wort & Bild & grossartiger Musik. Kann man nach dem Inselkonzert sicher bei ihm kaufen. Oder vorher schon bei Woody im Jamarico, so der denn noch nicht verlumpt ist und deshalb möglicherweise in die Museumsbranche gewechselt hat. Eins ist sicher: Jeffrey Lewis macht Freude, ganz ohne Gute-Laune-gibt-vielviel-Kohle-Zirkus. Und es ist sowieso viel schöner und lustiger, echten Fleisch-Blut-Schweiss-&Tränen-Menschen bei der Arbeit zuzusehn – und zuzuhören. Vor allem, wenn besungener Jemand unsere Bühne angenehm schräg ins Wanken bringt. Hier ist der physische Beweis: Der Tod ist ein Nichts, das Leben existiert wirklich.