Ok., ist etwas übertrieben, aber irgendwie stimmts auch wieder. Bleibt er mal mehr als ein paar Monate weg, fehlt er uns. Irgendwie. Wer über die Jahrzehnte alles schon bei seinen Giant Sand mitgespielt hat, bringt wohl nicht mal Howe mehr zusammen. Vielleicht Hunderte. Nur einer war immer dabei. Diesmal spielt er wieder im Trio auf mit Tommy Larkin – drums (Giant Sand, Jonathan Richman) & Nick Augustine – bass (Rainer & Das Combo). Bei Howe weiss man aber nie, ob noch Gäste reinplatzen oder sonstwie was sich ereignet. 1980 gründet er in Tucson, Arizona mit dem in Ost-Berlin geborenen Gitarristen Rainer Ptacek (R.I.P.) & dem Bassisten Dave Seeger die Band Giant Sandworms, die in den folgenden Jahren zur Mutter (!) einer ganzen Reihe von Desert Rock-Bands wird: Naked Prey, Meat Puppets, Green On Red, Calexico, um nur einige zu nennen. Daraus wächst auch Giant Sand mit den späteren Calexico-Leuten Schlagzeuger John Convertino & Bassist (& Multi-Instrumentalist) Joey Burns. Bis 2002 bildet das Trio den Kern der Band. 2010 erscheint zum 25sten das Album «Blurry Blue Mountain» & der gesamte Backkatalog neu abgemischt. Zur stattlichen Sammlung von damals 50 Platten kommen ständig neue hinzu. Die Kult-Band mit der einzigartigen Mischung aus Dusty Alt-Folk, Desert Rock & Jazzy Lounge Piano wird in zwei Jahren auch schon 40! Langweilig wird es unserem ellokalen Freund Howe jedenfalls nie; er lässt sich treiben, während sein Publikum andächtig seiner markanten Stimme & seinen schrägen Improvisationen lauscht. Den gewohnt ungewöhnlichen Songs & Sounds. Wie immer bei Howe Gelb machen wir uns also auf die unerhörtesten Überraschungen gefasst & freuen uns auf einen grossartigen Riesensandabend (immerhin ist da ja auch noch the greatest Portuguese guitar player im Raum!). Egal, in welcher Formation: Geil wirds mit Freund Gelb immer. Garantido!
Tó Trips
So lautete die Anfrage. Nun präsentieren wir den portugiesischen Gitarristen Tó Trips (Amen Sacristi, Santa Maria, Gasolina em Teu Ventre, Lulu Blind) zusammen mit Giant Sand. Seit rund vier Jahrzehnten erfindet Tó Trips sich & sein Gitarrenspiel immer wieder neu & prägte die Lissaboner Indie-Szene in zahlreichen Band- & Soloprojekten. Seine wichtigsten Einflüsse: Sonic Youth, Nick Cave, Tom Waits. Um die Jahrtausendwende lässt er die elektrifizierte Rastlosigkeit hinter sich. «Musik mit Lissabon im Innern» beschrieb das Duo Dead Combo mit dem verstorbenen Pedro Gonçalves seinen Sound. 15 Jahre Lissabon-Weltmusik von einer unglaublichen Intensität. 2009 folgt das erste, offen autobiografische Soloalbum «Guitarra 66» (laut.de: ein «melancholisches Instrumentalalbum für laue Sommernächte»). Eine Art Multikulti-Kreuzweg, auf dem Reales & Imaginäres verschmelzen. 2015 folgt «Guitarra Makaka – Danças a um Deus Desconhecido», eingespielt auf einer Resonator-Gitarre («Dances to an Unknown God»; «ein Kompendium traditioneller Themen dieser imaginären Insel mit sowohl primitiven als auch klassischen, afrikanischen, portugiesischen, östlichen & arabischen Einflüssen»). 2022 gründet er den Club Makumba – «eine freie, spontane, experimentelle und tribalistische Erfahrung», eine musikalische «Reise freier, spontaner und tribalistischer Sounds zwischen mediterranen Klangwelten und einem imaginären Afrika». Die Band auf dem gleichnamigen Album besteht aus Tó Trips (Gitarre), João Doce (Schlagzeug), Gonçalo Prazeres (Saxophon) & Gonçalo Leonardo (Bass, Kontrabass). Zu Rodrigo Areias Film «Surdina» fertigt er den Soundtrack. Das dritte Soloalbum «Popular Jaguar» (2023) ist eine Hommage an das Tier, das sich im Schatten bewegt. Ganz wie er selbst. Ein autobiografisches Album der Geheimnisse, der Stille & der Orte. Am besten ist Trips, wenn er ganz er selbst ist, in seiner schlichten, offenen Art.
