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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Samstag, 01.12.2018, 20Uhr20
Lokalbühne
Boubacar Traoré
Ein Leben wie ein Roman. Voller Herz, Schmerz & Leben. So himmelsjauchzend wie tragisch.

In den ersten Jahren des seit 1960 unabhängigen Malis griff der 20-jährige Boubacar Traoré zur E-Gitarre & prägte den Sound des jungen Staates. Jeden Morgen spielte das Radio seinen «Mali Twist». Sie nannten den Dribbelkünstler im Fussball «Kar Kar»: karikari sagt man, wenn einer (zuviel) gut dribbelt. Weil er auf der Bühne immer eine schwarze Lederjacke trug, nannte man ihn – nebst Elvis & Chuck Berry – auch «Kar Kar, le blouson noir». Mit dem Militärputsch 1968 wurden seine Songs aus dem Radio verbannt & Traoré musste als Bauer seine Familie ernähren. Ende der 80er wurde sein Comeback durch den Tod seiner Frau abermals jäh unterbrochen. Traoré zog nach Paris & schlug sich als Bauarbeiter durch. 1990 schliesslich war er zurück auf der Bühne & nahm in kurzen Abständen sechs Alben auf. Sehr bald war die Mundharmonika von Vincent Bucher das klangliche Alter Ego von Traorés Stimme & Gitarrenspiel. Auf unseren Inselplanken wird der Perkussionist Babah Koné die beiden unterstützen. Spätestens seit der Jahrtausendwende wird Kar Kar als einer der grossen Pioniere moderner Mandingo-Musik gefeiert. Der nimmermüde 76-Jährige verbindet charakteristische Spieltechnik, Ideen & Geschichten aus Westafrika mit der Philosophie des Blues aus dem Süden der USA. Seine Gitarre perlt wie eine Kora. Gut zu hören auch auf seinem letzten Album «Dounia» (2017). Traorés Mali-Blues entstammt nämlich der im Westen des Landes heimischen Kassonke-Tradition. Vierzig harte & entbehrungsreiche Lebensjahre fliessen in die ruhigen Geschichten & Lieder ein. Mit dem Grundton menschlicher Wärme & Lebensliebe. Dezent swingend & hochpoetisch. Wer diese zauberhafte Musik noch nie gehört hat, der oder dem fehlt ein Herzstück zum Glück. Der grosse Dribbler & Musiker Kar Kar entführt uns in ein Afrika jenseits von Klischees & Vorurteilen. Und hoffentlich wird er noch viele Male wiederkommen auf unsere allerletzte Weltmusikinsel an der sanft murmelnden Mississihl. – «Je chanterai pour toi», forever and a day.

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