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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
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Montag, 05.11.2018, 20Uhr20
Lokalbühne
Dirtmusic
«Bu Bir Ruya» heisst der 5te Streich der ellokalen Weltkulturmusik-Helden Dirtmusic um Chris Eckman (Vocals, Guitars, Loops, Kalimba) & Hugo Race (Vocals, Guitars, Bass, Loops, Programming).

Nach der tollen Maligeschichte reisten die beiden nach Istanbul, das laut Wiki mit seinen rund 14,4 Millionen Einwohnern den 15ten Rang der grössten Weltmetropolen einnimmt. Dort an der Feinstaubwasserstrasse Bosporus haben die beiden sich kurzgeschlossen mit dem türkischen Psych-Visionär-Pionier Murat Ertel (Vocals, Electric Saz, Divan Saz, Bağlama Rhythm Machine) von der türkischen Band Baba Zula. Diese erlebte mit ihrem Oriental Dub durch Fatih Arkins Film Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul einen Popularitätsboost. Baba Zula mischt purlimunter Westrock mit traditionellen Oriental Sounds. Und live trieben sie es mit Livezeichnerinnen & Bäuchtänzerinnen kunterbunt. Zu bunt für dark times: Ihr Doppelalbum «XX» musste zu Glitterbeat nach Deutschland aus- & einwandern – es durfte in der vom Erdo-Wahn befallenen Türkei nicht erscheinen. Das Dirtmusic-Album «Bu Bir Ruya» – äbefalls Glitterbeat – gilt jetzt schon als Meisterwerk, navigierend zwischen hypnotic rhythms, cinematic  atmospheres & dark political realities. «Wir brauchen solche Musik, um gesund zu bleiben», konstatiert Ertel. Kurze Rückblende: Die grosse musikalische Dirtmusic-Lovestory begann 2008 am Festival au Désert in Timbuktu mit einer Live-Session des Trios (der Dritte: Chris Brokaw) & der Mali-Blues-Rocker Tamikrest. Im Gepäck hatten sie damals ihren Trio-Erstling «Dirtmusic (2007). Es folgten drei Alben mit Tamikrest & weiteren malischen Musiker*innen: «BKO» (2010), «Troubles» (2013), «Lion City» (2014). Für ihren Fünftling reisten die Musiknomaden Eckman & Race also mit ein paar Beats & Loops nach Istanbul, um zu improvisieren & in Ertels Garagen-Studio «Bu Bir Ruya» zu schaffen. Dass Eckman aus Slowenien flüchtete, weil dort die Südgrenze mit Stacheldraht bewehrt wurde, in Mali bekanntlich islamistische Fundamentalisten wüteten & in der Türkei ein bigotter Protzpalast-Sultanist eine 500-Millionen-Dollar-Boeing (!) der Wahabisten-Saudis geschenkt bekommt (stellt euch diesen Betrag mal in Turk-Lira vor!), beweist: Grossartige Musik ist sackernst & wichtig & macht die Welt wenigstens ein bisschen besser. Sie schenkt horizonterweiternde, das hinterletzte Trockenguetzli bewässernde Hoffnung, auch in trübfischenden Zeiten. Empathie. Relativität. Ekstase. Darum ist unabhängige Musik immer politisch, aufrührerisch, befreiend & mauerzerböselnd. Sie bringt Leben, Herz & Freigeist in jedes brett-, kett-, bett-, jetset-, mammon-, gott-, götzen-, macht-, hass-, trauma-, german angst-, liebe-, todessehnsucht-, handy- oder sonstwie-vernagelte Fundamentalisten-Jammertal. Solch unerhört grandiose Musik gehört gehört, gehört erlebt, gehört hierher, auf unsere allerletzte Insel an der frischfrechfrohfrei Richtung Bosporus tanzenden Mississihl.

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