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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
the museum of modern arthur...
Montag, 23.05.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Joseph Arthur (USA)
Noch so ein Einzigartiger, der auf seinem Weg in den Singer/Songwriter-Olymp – wo er für uns längst angekommen ist – gern & gut bei uns reinschaut.

Die EP «Cut And Blind» (1997) produziert er noch selbst. Beim ersten Konzert im New Yorker Fez-Café sind Peter Gabriel und Lou Reed anwesend. Später am Abend trifft man noch Dolly Parton. Mit «Big City Secrets» ist Arthur der allererste Rocker auf Peter Gabriel’s Real World Records. Etliche Touren später bringt die EP «Vacancy» eine Grammy-Nominierung. Arthur bestreitet das Vorprogramm von Ben Harper und Gomez, bevor das Album «Come To Where I’m From» (2000) erstmals grössere Aufmerksamkeit erregt. Und obwohl oder weil er des öfteren auf irdische Termine pfeift, die Plattenindustrie scheisse findet, dann & wann ohne Zeit- & Ortsangaben mit ausgeschaltetem Handy untertaucht, ganz woanders wieder ans Licht gespült wird und auch finanziell immer mal wieder untendurch muss, ist Arthur’s Produktivität fast übermenschlich: «Ich könnte alle drei Monate zehn Songs herausbringen.»

So erscheint im Zweijahresrhythmus ein Album, mindestens doppelt so viele EP’s, teilweise kaum erhältlich. «Redemption’s Son» (2002) spielt er wieder fast im Alleingang ein und stellt klar: Für gepeinigte Künstlerseelen, die sich ihrer Alpträume in religiösen Liedfantasien oder gemalten Totenköpfen entledigen, wird es immer ein Plätzchen auf Erden geben. Die Songs erinnern an The The, World Party und in den besten Momenten an Crowded House (wohl ein Verdienst des Mischers Tchad Blake) und dann & wann brennen ihm – wie Midnight Oil rockend – die Gäule durch. Nach «Nuclear Daydream» (2006) folgt «Let’s Just Be» (2007). Ausserdem unterstützt der 71-er andere Künstler, lässt sich covern, covert selbst, bringt eben mal so ein Artbook heraus oder ist in unzähligen TV-Serien und Filmen zu hören, zet Be: Numb3rs, Episode 7, Men Out, O.C. California, American Pie – Jetzt wird geheiratet, The Bourne Identity, Scrubs – Die Anfänger, Dawson’s Creek, Saved, The L Word – Wenn Frauen Frauen lieben, Grey’s Anatomy, Shrek 2, Dr. House, Hell´s Kitchen und Pigeonholed. «Ja, das ist durch Rosanna Arquette zustande gekommen (die in den beiden letztgenannten Filmen mitspielte), sie hat mich gefragt, ob ich nicht ein paar Songs für den Film machen könnte. Leider konnte ich diese dann aber nicht veröffentlichen.» Eine Single, auf der EP «Vagabond Skies» (2008) heisst «Slow Me Down» – zu spät für diesen Hyperaktiven, wagen wir mal vorsichtig zu diagnostizieren. Der Siebtling «Temporary People» (2008) strotzt jedenfalls wieder vor ungeschliffener Spielfreude pur.

Jede Interview-Antwort wird symptomatisch mit «I don’t know» eingeleitet, auch wenn dann doch noch was kommt. Arthur lebt nach seinen eigenen Regeln. Wo er geht, steht & liegt, schafft er Lebenskunstwerke aller Art; ES bildhauert, malt, zeichnet, musiziert und schreibt – dem Teufel ein Ohr ab. Freischwebend. Getrieben. Gelassen.

Und wer in unserem hochheiligen Museo el Lokal die Treppe raufsticht, kommt an einem signierten (JA 09) Original-Arthur auf Sichtbeton mit Bullaugenblick vorbei. Überirdisch & archaisch. Im Lokalblatt zur Insellage R.E.S.P.E.C.T. Vol. 2 findet ihr davon ein wunderbares Mischa-Scherrer-Foto samt vor Ort geschaffenem Insel-Gedicht «Here the Virgin Mary prays for Che». Lest nach und seht hin: «A room full of hidden masterpieces», nennt er darin unsere heiligen Hallen. Arthur’s selbst entworfenen Plattencover wurden auch schon für den Grammy nominiert. Und wie Bob Dylan will er nicht immer alles rational erklärt und gedeutet haben. Er kann nicht anders auf der heldenhaften Suche nach seinem persönlichen Heiligen Gral. Sven Niechziol zu «Redemption’s Son»: «Immer wieder tauchen Dämonen, Zweifel, seelisches Durcheinander und Ängste auf. Die Stimme klingt verletzt, gequält und erreicht ihre ganz grosse Wirkung, wenn sie zu akustischen Folk-Songs singen darf. Das Multitalent lässt seine Seele bluten, wird ironisch und der Humor kann schon mal derbe und tiefschwarz sein.» – Na, heiliger Joseph samt Felix, Regula und Exuperantius, Kopf armunter, dann sans schon mal wieder herzlich grüesst, auf unserer Heiligen Erlösungsinsel der blutpumpenden Herzen an der göttlichen Mississihl, Unser Aller Liebster Herr Arthur!

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el Lokal