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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Leidenschaftlich, lebensstrotzend und mitreissend...
Samstag, 01.10.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Justin Vali (MG)
Der Meister Justin Vali spannt mit Leichtigkeit den Bogen von traditionellen Urklängen bis zu unserer zeitgenössischen Stilvielfalt: sozial engagiert, trance-kultig, lebensfroh und magisch.

Beim letzten Mal verwandelte Justin Vali mit dem fantastischen Ny Malagasy Orkestra unsere Weltkultur-Insel in den viertgrössten, ja, den erstgrössten Inselstaat der Welt mit der allereinzigartigsten Tier-, Pflanzen- und Klangwelt dieses blau-blau-blauen Planeten. Leidenschaftlich, lebensstrotzend und mitreissend. Sogar unser steifhüftiger Herr Martin liess seine verrosteten Lenden schwungvollst kreisen. Gebrochene Steinherzen wurden wieder zu hardworkenden Fleischblutmuskeln und begannen heissblütig zu pumpen und zu gumpen. Wir alle waren und sind Madagasker. Seither will die Unesco unsere allerletztes, aber erstgrösstes Inselparadies zum Weltkulturerbe erklären, was wir entschieden ablehnen, da wir das ja seit langem von Natur aus sind. Wir können gar nicht anders.

Über 80% der unzähligen Tier- und Pflanzenarten auf Madagaskar gibt es – wie schon berichtet – nirgendwo sonst auf der Welt. Mit mehr als 50 ureigenen Instrumenten spiegelt sich diese unermessliche Artenvielfalt auch in der Musik. Da haben wir wohl gerade mal das Alphorn entgegenzusetzen, vielleicht noch das Talerschwingen; Schwyzerörgeli sind sicher von den schellengeschützten Söldnerhaufen zollfrei ins Land geklaut worden, was heutzutage endlose Geistigeigentumrechtshändel nach sich zöge. Aber zurück nach Global-Madagaskar: Eins dieser einzigartigen Klangwunder ist die Valiha (Bambusröhrenzither), die sowohl bei Famlienfesten als auch bei religiösen Zeremonien zum Einsatz kommt. Justin Vali (Justin Rakotondrasoa) erkundet als grösster Virtuose dieses wunderbaren Teils ganz neue Horizonte, die ihn mit dem WOMAD-Festival um die Welt führten und zu Aufnahmen mit Kate Bush und Peter Gabriel. Er erhielt 2006 in Frankreich den begehrten «Grand Prix Sacem». Weltklasse-Weltmusik eben. Grenzen und Rahmen sprengend.

Schmelztiegel der Stile, der Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte: Die Bevölkerung Madagaskars hat ihre Wurzeln in Afrika, Arabien, Indien, Ozeanien und Europa, was sich in einer weiteren, absolut einzigartigen Vielfalt manifestiert. So spannt denn der Meister Justin Vali mit Leichtigkeit den Bogen von traditionellen Urklängen bis zu unserer zeitgenössischen Stilvielfalt: sozial engagiert, trance-kultig, lebensfroh und magisch. Bunt gemischt wie Bevölkerung, Flora und Fauna kann diesen narkotischen Rhythmen, Klängen und Melodien kein noch so zwinglizwingzwang-nüchterner Zementsack widerstehen. So tanzen den alle den wilden Bal Poussière, den Staubball, bis der letzte Ton in der Ferne des Horizonts verklungen ist. Und wenn die Staubwolke sich gelegt hat, wird alles gut im armen Zureich und im hinterletzten Krachen dieses trümmligen Planeten: Freie Sicht aufs Mittelmeer und den Indischen Ozean. Also: Mandrapihaona! (Malagasy: bis bald!)
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