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Retro-psychedelischen Kammerpop mit etwas Klapperschlange
Samstag, 04.08.2012, 21Uhr21
Lokalbühne
Brian Lopez (USA)
Mal englisch gesungen, mal spanisch, die Sprachbarrieren transzendierend. Aus World Music wird bei Lopez eine neue Kategorie: Indie-World. Ultrageil. Ultrascharf. Ultraheilanzack.
Meistgenannter Geheimtipp der US-Indie-Musikszene: Brian Lopez aus Tucson, Arizona (der kreativen Melting Pot-Ursuppe von Calexico & Giant Sand, mit denen der 28-Jährige auch schon unterwegs war) bringt einen Ausnahmekammerpop-Wüstenrock vom Feinsten auf unsere Ausnahme-Geheimtipp-Schatzinsel-Weltkulturplanken. Die betörenden Ingredienzen zu diesem magischen Ereignis sind TexMex-Engelschorstimme, Americana-Seele und Flamenco-Stierenblut: Lopez’ berührendes Debüt «Ultra» bringt dank brillianter Stimme, organischem Sound samt raffinösen Streichern und natürlich bäumig starken Songs (11 an der Zahl, live eingespielt mit 6-köpfiger Band mit Geige, Cello, Akkordeon, Stehbass und Lap Steel-Gitarre, selbst die Kirchenglocken sind echt) so ziemlich alles in Schwingung, was in unserem Geistkörper zwischen Ohren, Beinen und Zehenkuppen schwingen kann. Ultrageil. Ultrascharf. Ultraheilanzack. Grosse Gefühle, post-romantisch: Sogar Roy Orbison selig hat sein Erscheinen zu diesem Konzert angekündigt.

Die Inititalzündung für «Ultra» sieht Lopez in einer Europa-Reise: «Ich habe 6 Monate in Barcelona gelebt und war das erste Mal überhaupt weg aus Tucson. Diese Erfahrung öffnete für mich eine Büchse der Pandora. Ich fand heraus, wie sehr ich das Reisen liebe, das musikalische Vagabundenleben, das Eintauchen in fremde Kulturen und das Lernen von fremden Sprachen.» Hier schnappte Lopez auch ein Zitat von Salvador Dali auf, der sich in einem Interview als «eine Sau auf dem Weg zum Non-Plus-Ultra» bezeichnete. Von zwei anderen Tieren und einem andern Salvador handelt das magische «El Pajaro Y El Ciervo» («Der Vogel und der Hirsch») – ein Duett mit dem mexikanischen (!) Flamenco-Sänger Salvador Duran.
 
Der mit grossartigem Humor gesegnete «Latin Jeff Buckley» sieht aus wie eine Kreuzung aus Arthur Lee (who the fuck... – *1945 in Memphis, Tennessee, † 2006 ebenda; Frontmann, Songwriter & Multi-Instrumentalist der psychedelischen US-Rockband Love) und Jimi Hendrix (who the f... – ah, Jimi: *1942 in Seattle, Washington, †1970 in London) nennt seinen grundeigenen Sound ganz simpel «retro-psychedelischen Kammerpop mit etwas Klapperschlange». Jeder Song atmet denn auch Wüstenwind mit ein paar Sandkörnern. Jedenfalls sorgt Ultra-Lopez nicht nur unter den Lebenden Toten für Furore: Die ganze Welt will von ihm erleuchtet werden. Wir auch.

Schon zu Zeiten seiner exzentrischen Rock’n’Roll-Band Mostly Bears (irgendwo zwischen Pixies und Radiohead) war Frontmann Lopez ein Lokalheld im Live-Club-Mekka Tucson: Die Truppe gehört seit Jahren zu den meistgespielten Acts des Senders KXCI mit seiner viel beachteten Heimszene-Sendung «Locals Only». Und der typisch amerikanisch erzogene Brian war schon früh ein grosser Beatles-Fan (!), lernte auf einer beschissenen (crappy) Fender Squier alle Songs nachspielen. Es folgte der BA in Music und das Jammen mit Jazzern wie mit Klassik-Freaks. Aber seine wahre Liebe galt & gilt dem guten alten Rock’n’Roll. Mal englisch gesungen, mal spanisch, die Sprachbarrieren transzendierend. Aus World Music wird bei Lopez eine neue Non-Plus-Ultra-Kategorie: Indie-World. Und wir reiten zu später Stund unter dem sternenhimmligen (undoderaberauch brünstigen) Vollmond einer brandheissen Spätsommerwüstennacht mit David Lynch durch Zurich, Arizona a. d. Sihl.
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