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«Es singt das Eichhorn im Gebälk»
Samstag, 28.04.2012, 20Uhr20
Lokalbühne
Bowerbirds (USA)
Songs für die Ewigkeit & eine Nanosekunde. Zeitlos & allgegenwärtig. Intim & nah. Phil & Beth singen von den intensivsten Lebensmomenten und erschaffen sie neu. In Ewigkeit Amen. Balsam für die verletzlichen Seelen in einer harcore-verrückten Welt.
«The Clearing» (Die Lichtung) – der Nachfolger des 2009 veröffentlichten «Upper Air» mit seinen Sonnenhymnen, der wiederum der Nachfolger des überkleehimmelgelobten Erstlings «Hymns For A Dark Horse» mit seinen grossartigen Frau/Pferd-Vergleichen war – wurde im bandeigenen Do-it-yourself-Holzhaus in North Carolina sowie in Bon Iver-Frontmann Justin Vernon’s April Base-Studio in Wisconsin aufgenommen. Und die beiden grossen Liebenden Phil Moore  Beth Tacular haben sich die Zeit genommen, die es für ein richtig tiefgründiges & seelenrührendes Album braucht. So ist der Drittling «The Clearing» insgesamt mutiger, grösser und vielfältiger geworden als die beiden Vorläufer. Und wie immer bei dieser Wunderband: Songs für die Ewigkeit & eine Nanosekunde. Zeitlos & allgegenwärtig. Intim & nah. Phil & Beth singen von den intensivsten Lebensmomenten und erschaffen sie neu. In Ewigkeit Amen. Balsam für die verletzlichen Seelen in einer harcore-verrückten Welt.

«The Clearing» wirkt organisch, die Lieder sind auf dem Punkt. Beth lag lange im Krankenhaus, dem Tod näher als dem Leben. Dankbarkeit & Demut. Auf die Genesung folgte eine Trennung von Phil, dann die Versöhnung. Ein von ihnen angefahrener Hund wurde aufgenommen und gesund gepflegt. Das Erdenleben ist eine Gratwanderung zwischen Leben & Sterben. Das Leben immer lebensgefährlich, wir alle sind Equilibristen. Die Rückbesinnung aufs Wesentliche verleiht dem Album die Intensität und Dringlichkeit. Eben dieses Zeitlose. Auf dem fruchtbaren Boden sparsamer Instrumentierung tanzen die Harmonien wie von selbst. Nichts wirkt gekünstelt. Kein laberndes Ausfransen. Null Übertreibungen. Diese Songs werden von kristallklarem Bergwasser genährt.

«Es singt das Eichhorn im Gebälk», titelt Zeit online nach einem Song. Und der Lead: «Die Bowerbirds meinen es ernst mit der Stadtflucht: Sie bestaunen die Naturschönheiten North Carolinas und begeistern mit ihrem Brombeerfolk Tausende Blogger.» Bromberfolk! Schöne Bezeichnung. Eigentlich habe der Webdesigner nur für einen Nebenjob Vögel beobachten wollen, sei dann aber mit Beth Salmon aka Beth Tacular im Wald hängen geblieben. Sie lernte Akkordeon, er konnte schon Gitarre. Später komplettierte Multiinstrumentalist Mark Paulson das aussergewöhnliche Trio, das sich dank Netzhäppchen unter die Top Ten der meistgebloggten Bands geschoben habe. Bowerbird ist übrigens der architektonisch besonders anspruchsvolle Balz- & Nistplätze bauende Laubenvogel (Ptilonorhynchus).

Der Sound der Band ist offener & breiter geworden. Auch dank den Freunden, die mit Holz- & Blechgebläsen, Violinen & Vibrafonen eintrudelten. Berückende Harmonien, überraschend & unerhört. Getürmt, geschichtet, gestapelt, gestrickt, verschachtelt, verzettelt, versponnen, verzahnt, rumpelnd & schwebend. Akkordeon-Klavier-Streicher-Gewölk & Basstrommel-Klampfrumpel-Melodien. Freakiger Folkpop, ländlicher als Devendra Banhart, erdiger als Lavender Diamond. Und immer wieder diese wundervollen Vokalchöre, die kitschig wären, wären sie nicht so ehrlich. Singer/Songwriter John Darnielle (Mountain Goats) hat die tiefgründig-schwebenden Bowerbirds zu seiner Lieblingsband der letzten Jahre erklärt: «Wenn die drei unisono singen, klingen sie wie ein Kult, der wirklich die Geheimnisse des Universums entdeckt hat.» Den Gottesbeweis liefern sie garantiert in unserer weltgebretterten Kulturtreppenhaus-Inselkathedrale.

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