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Feins z'Mittag vom 15. - 19. April
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Partisans & Parasites
Montag, 24.01.2011, 20Uhr20
Lokalbühne
Daniel Kahn
& The Painted Bird (USA)
Zeitgenössischer Klezmer mit einer ordentlichen Portion elektrisierendem Punk: Das sind die furiosen Daniel Kahn & The Painted Bird.

Der gebürtige Detroiter Akkordeonist Daniel Kahn spielt mit seinen Berliner Malvögeln englische, jiddische und deutsche Lieder, die in unzähligen Schichten und Geschichten den Alltag verschachteln. Yiddish-Punk, inspiriert von Heldenvögeln wie: Tom Waits, Nina Simone, Thelonious Monk, Will Oldham, Woody Guthrie, Leonard Cohen, Bertolt Brecht & Kurt Weill, Townes van Zandt und etlichen Modern New Orleans-Pianisten. Traditionell sind dabei höchstens die Instrumente: Klarinette, Kontrabass, Fiddle und Tuba. Das fährt in Beine, Herz und Knochen und löst die Botenstoffe aus dem Hirn, so dass sie als freie Radikale bis in die Zehen ausschwärmen. Anarchie macht sich breit, politisch unkorrekt und bissig menschenlieb.

Geboren und aufgewachsen in Detroit hat Daniel Khan seinen Platz zwischen schwarz & weiss, arm & reich, oben & unten, drinnen & draussen gefunden. Nach einem Theater- und Musikstudium lebte und arbeitete er in New Orleans, Detroit, New York und Ann Arbor und machte sich als Barpianist, Regisseur und Schauspieler, auf Bluegrass-Jams und Punk-Zirkus-Paraden einen Namen. Ausserdem komponierte er die Musik zu einer Produktion von Brechts «Mann ist Mann». 2005 zog er nach Berlin, wo er schnell zu einem unersetzlichen Mitglied der Berliner Folk- und Klezmer-Szene wurde. Dabei spielt er Akkordeon, Gitarre, Klavier, Mundharmonika und eine sympathische Ukulele, hauptsächlich aus einer alten Zigarrenschachtel bestehend.

Die neue Scheibe «Lost Causes» klezmert stürmisch drauflos, schlägt mit der zuletzt sterbenden Hoffnung frisch und froh um sich, kratzt am Lackaffenlack, explodiert selbstmörderisch und reisst sirenengleich und alles ins Glück, was Ohren zum Sehen hat. Klezmerphilosophisch und politisch: «The people who really understand what I'm doing are the people who read it politically.» Ha, seht ihr?! Die Klezmer-Revolution greift um sich, voller Frohsinn und Aussicht auf eine immergleiche bessere Welt. Die Zukunft liegt ebenso in der Vergangenheit, wie selbige in naher oder weiter Ferne. Zeitlos durchqueren wir Ewigkeiten und Nanosekunden. Wir alle sind verlorene Seelen auf dem Holzweg, nur die Freude am Leben sollten wir uns nicht versauen lassen. «Lost Causes» bohrt sich Ton für Ton in dein Innerstes, durch und durch, geht mit dir wochenlang, wo du auch gehst, lässt dich nicht ruhen. Und live klingt sowieso immer alles wieder ganz anders. Und Daniel Kahn steht auf der Bühne in Flammen, lichterloh. Er ist der Klezmer-Phönix aus der Asche, der unsere allerletzte Inselsynamoschkathedrale tanzend ins neue Utopia katapultieren wird. Unser verliebter Fischreiher kommt übrigens diesmal nur als Zeichnung.

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