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Feins z'Mittag 
vom 18.-22.3.24
Am liebsten gelesen, gehört und angeschaut ...
Fiebrig flackernd
Montag, 26.10.2009
Lokalbühne
Paula Frazer
Country der zeitlosen Art: gespenstisch, aber niemals gestrig.

Paula Frazer stammt aus einem Kaff in Georgia, nahe der Smoky Mountains und lernte im Kirchenchor ihres Vaters singen. Aber ihre Musik kennt kein Alter. Irgendwann dann San Franciscowärts autogestoppt. Dort Jungs getroffen und ihre Band Tarnation mit auf den Sampler rundum die Golden Gate gestellt: "Now Its Time Hit Me With A Flower", wo wir sie schliessundendlich entdeckt haben: Mit einem Sound ganz wie die legendären Cowboy Junkies, einem zeitlich schwer zu verortenden Genre, das sich Spooky-Country nennen liesse. Aber warum denn alles eintopfen, wir sind doch nicht alle Kammermusikgärtner. Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts erschienen zwei Alben, die so unerklär- wie wunderbar die Welt in ein geheimnisvolles Leuchten tauchten. Frazer sang stolz und zugeknöpft wie eine Pionierin aus dem Goldrausch-Jahrhundert. Die Gitarren tanzten einem mit Echo und Tremolo um den Schädel, dass man meinte, Lee Hazlewood hätte das Mischpult persönlich aufgemischt. Dann kam sie ein erstes Mal zu uns. Keuchhusten. Grippe. Fieber. Alles. Und sie konnte nicht singen. Ein Krächz wie von einer Krähe auf dem nächsten Dach. Das passiert immer wieder, wenn die Menschen aus San Francisco im Winterland quer€uro touren. Paula hat Honig und Tee bekommen und Tarnation hat instrumental gespielt und vorgeholt, was junge Bands jetzt rundum Black Angels (demnächst Fabrik!), $pindrift etc. wieder entdecken: Ennio Morricone.

Mit ihrem neuen Songs bewegt sie sich wieder auf dem Klangterrain, das wir am liebsten mit ihr durchschweben. Ihr Sopran klingt so klirrend und körperlos, als wehe er aus dem Planwagen des 19. Jahrhunderts heran. Und alles, was hier besungen wird, ist schon Erinnerung. So wie in dem Song "Sleeping Dreams", wo sie zur knorrigen Pumporgel alleine durch ihr Gedächtnis streift. Oder wie in "Shadows", einem der Höhepunkte des Werks, bei dem die Akkorde der Griffbrettzither so unheimlich flackern wie die fiebrigen Bilder der Erinnerung. Country der zeitlosen Art: gespenstisch, aber niemals gestrig. Und so weht der grenzenlose Pioniergeist seit Urzeiten über die endlosen Horizonte unseres immer wieder neu zu entdeckenden Inselparadieses und schürt das lodernde Lagerfeuer der Zukunft...

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