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Bezauberndes Doppelpack...
Samstag, 07.11.2009, 20Uhr20
Lokalbühne
Victoria Williams
+ Simone White
Wir freuen uns auf dieses grossartige und aufwühlende Frauendoppelpack, das die Planken sicher nicht krachen lassen wird – aber das sanfthypnotische Wogen eines Flosses auf sanftgekräuselter Sihl wird umso schöner sein.

Alle ihre Scheiben gehören in jede musikalische Hausapotheke. Die 51-jährige Victoria Williams hat eine strange Stimme, schreibt fantastische Songs und singt diese gerne zur Begleitung ihres Uralt-Banjos. Mit anderen Worten: unwiderstehlich! 1993 erkrankte sie an Multipler Sklerose. 1994 nahmen Künstler wie Pearl Jam, Lou Reed, Soul Asylum, Lucinda Williams, Maria McKee, Michael Penn, Evan Dando mit ihren Songs das grossartige Benefit-Tribute-Album "Sweet Relief: A Benefit for Victoria Williams" auf, woraus ein Fond entstand, der Musikern im Krankheitsfall hilft.

Die zwölf neuen Stücke von "Water To Drink" sind köstlich, atemberaubend gelassen und anders: Entstaubter Folk mit Pedal Steel Gitarre, swingender Bar-Jazz, retrograder West Coast-Sound, verspielter Bossa Nova, und ganz viel vom Charisma grosser amerikanischer Popmusik. Zusammen mit Ehemann Mark Olsen (ex-Jayhawks), Greg Leisz, Van Dyke Parks, John Convertino (Giant Sand, Friends Of Dean Martinez, Calexico) und vielen kalifornischen Musikerfreunden ist hier ein ganz großer Wurf geglückt.

In Japan preisen die Strassenverkäufer ihre gegrillte Süsskartoffel yaki-imo singend an. Solche Gesänge finden sich auch auf dem dritten Werk "Yakiimo" der auf Hawaii geborenen Simone White. Und die Künstlertochter braucht nicht um Authentizität zu ringen: "Mich hat niemand gefragt, wann ich mir endlich einen vernünftigen Job suche." Auch so kann man domestizierten street credibility-Romantikern piekfein die Luft rauslassen. Und nach ihrem euphorisch gelobten Zweitling "I Am The Man", bezaubert sie nun mit gewohnt ungewöhnlich sparsamen Folk-Pop-Songs. Und da es auf Hawaii viele Nachfahren japanischer, aber auch portugiesischer Einwohner gibt, ist zu vermuten, dass White garantiert yakiimo im Blut hat, aber auch ein bisschen Fado-Melancholie. Die Viertweltregion Amerika kommentiert sie lakonisch: "Did you ever think this was the greatest country in the world?"

Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger klingt das neue Album zartgetupfter, geflüsterter, gefasster. Als hätte sich die Sängerin völlig in sich versponnen. Elektrisch verstärkt wird überhaupt nichts mehr, die Begleitung der Songs ist transparent wie Shojipapier, um mal in der Region zu bleiben. So wie bei dem japanischen Papier das Licht durch die Fasern scheint, klingt Simone Whites Stimme durch die Arrangements ihrer Songs. Neben der akustischen Gitarre ist ein wenig Perkussion zu hören und hie und da eine Violine. Manchmal erinnert sie an Astrud Gilberto, was sich nun wiederum mit der portugiesisch-brasilianischen Verwandtschaft erklären lässt. Im Grunde reist Simone White im Geiste ihrer Lieder einmal um die Welt. Auch ihre derzeitige künstlerische Heimat Nashville lässt sich nicht überhören. Produziert wurde die Platte von Mark Nevers, der ansonsten für Lambchop verantwortlich ist. - nach Frank Junghänel, Berliner Zeitung

Wir freuen uns auf dieses grossartige und aufwühlende Frauendoppelpack, das die Planken sicher nicht krachen lassen wird – aber das sanfthypnotische Wogen eines Flosses auf sanftgekräuselter Sihl wird umso schöner sein. Sayonara & Hello!

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