Nun waren sie länger nicht mehr hier, die 1977 in Leeds von den Kunststudenten Jon Langford, Tom Greenhalgh, Kevin Lycett, Ros Alien, Andy Corrigan und Mark White gegründeten Mekons. Das wären also, hm, 23, hm, fast ein halbes Jahrhundert! Sapperlot! Später stiessen die Sängerin Sally Timms und der Bouzouki-Mann Rico Bell (Pine Valley Cosmonauts, Waco Brothers, Gaye Bykers on Acid) zur Band. Heute leben fast alle Bandmitglieder in den USA. Der Bandname stammt laut Wikipedia von den ausserirdischen Gegenspielern des britischen Comic-Helden Dan Dare. Unser ellokale Sonderkorrespondent von der postimperialen Brexitinsel, Hanspeter «Düsi» Künzler, hat in unserem hauseigenen Medienimperium schon sehr grossartig über The Mekons geschrieben. Der verstorbene Rockkritiker Lester Bangs nannte sie gar einmal «die revolutionärste Gruppe in der Rockgeschichte». Aus Leeds/West Yorkshire kommen immerhin auch Legenden wie Wedding Present, Gang Of Four (aus deren Umfeld einige Mekons-Mitglieder stammen) und Chumbawamba. Das aktuelle Line-up der Old-Punk-School setzt sich aus Jon Langford, Tom Greenhalgh, Sally Timms, Rico Bell, Steve Goulding, Sarah Corinna, Lu Edmonds und der grossartigen Geigerin Susie Honeyman zusammen. Von Anfang an ist musikalische Professionalität Nebensache, die links-aktivistischen Texte sind wichtiger. 1977 erscheint mit «Never Been In A Riot» die Antwort auf The Clashs «White Riot». Die erfolgreiche Single «Where Were You» (1978) bringt den ersten Plattenvertrag bei Virgin. 1981 trennen sich die Mekons für einige Jahre und widmen sich anderen Projekten. 1984 treten sie wieder gemeinsam auf, um den Streik der britischen Bergarbeiter zu unterstützen. Auch sonst protestieren die Mekons lautstark, vor allem gegen neoliberale Politik der «Eisernen Lady», auch «Sad Witch» (Traurige Hexe) genannt, namens Margaret Hilda Thatcher, Baroness Thatcher of Kesteven, in deren Spuren heute wieder so viele Radikalrechte herumtrumpeln. Seit Mitte der 80er-Jahre entwickelt sich der Mekons-Punk mehr und mehr Richtung amerikanischen Alternative Country, den sie mit ihren eigenen Arrangements, Reggae, Dub und elektronischen Sounds vermengen. Das eigenwillige Resultat hört man auf dem Hank Williams-inspirierten Album «Fear And Whiskey» von 1985. Trotz regelmässiger Veröffentlichungen kann man von kommerziellen Erfolg der Mekons nicht reden. Zu anspruchsvolle Texte, weshalb einige ihrer Werke als Konzeptalben eingestuft werden, zet Be «Me» (1998), das den Egoismus der 90-er thematisiert. Langford engagiert sich zudem für die Abschaffung der Todesstrafe, wovon auch seine Compilation «The Executioner’s Last Song»zeugt. Nach «Oooh! (Out Of Our Heads)» gehen die Mitglieder 2002 erst mal wieder getrennte Wege. Zwei Jahre später bereisen sie mit «Punk Rock» einige europäische Städte. Danach verabschieden sie sich und tauchen in die Wildnis der englischen Landschaft ein, weit entfernt von grösseren Städten. Inmitten von Felsen, zwitschernden Vögeln, ruhiger Natur und einigen inspirierenden Whiskyflaschen erscheint 2007 «Natural». Ein naturverbundenes, Folk-lastiges und düsteres Album. Das jüngste Album «Deserted» (2019) erinnere «in den besten Momenten» an Godley & Creme, schrieb irgendwer. Falls das heutzutage irgendwem noch was sagt; falls nicht: guguselen. Mit der politisch ähnlich gesinnten Band Freakwater veröffentlichten die Altmeister:innen 2022 das Album «Freakons». So, jetzt aber one-two-three-four los auf zu unserer «Last Shutter Island», wo Dan Dare, Pilot of the Future, noch immer voll in die Röhre schaut, wenn die Mekons loslegen. Auch bei Leermond, im Fall!